Inhalt BMH-Newsletter 3/2017:
12. Hirschfeld Lecture
Trauer um Eduard Stapel
Hirschfeld Akademie 2017
Neues aus der Stiftung
Neuerscheinungen
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Sonstiges

 

25. Oktober in Berlin

Hirschfeld Lecture „Queers und Substanzgebrauch“

Substanzgebrauch und Suchterkrankungen stellen in queeren Communities ein bedeutsames Gesundheitsrisiko dar. Mit der Thematik befasst sich am 25. Oktober 2017 die 12. Ausgabe der Lesungs- und Vortragsreihe der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH). Die Hirschfeld Lecture mit Vortrag der Psychotherapeut*in Gisela Wolf und anschließender Podiumsdiskussion findet ab 19 Uhr im Wilde Oscar im Lebensort Vielfalt (Niebuhrstrasse 59/60) statt.

Hirschfeld Lecture

Das Thema Substanzgebrauch betrifft die Communities nicht nur, weil queere Personen nach aktuellen Studien häufiger von Abhängigkeitsproblematiken und deren Folgen betroffen sind, sondern auch, weil sie auf eine Tradition trans*- und homofeindlicher Vorannahmen treffen. Erfahrungen gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle beim Substanzgebrauch.

Die Referent*in, Dr. Dipl. Psych. Gisela Wolf, ist Psychologische Psychotherapeut*in in freier Praxis in Berlin und engagiert sich u.a. in der communityorientierten Bildungsarbeit zum Thema Substanzgebrauch. Sie stellt Daten aus der aktuellen Forschung über Sucht und Substanzkonsum bei queeren Personen vor und untersucht, wie internalisierte Abwertungsprozesse und ‚Selbsthass‘ mit Substanzgebrauch zusammenhängen. Sie skizziert, wie in queeren Communities offen und respektvoll über Sucht und Substanzkonsum gesprochen werden kann und welche Umgangs- und Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Gesamtgesellschaft hilfreich sein könnten.

Auf den Vortrag folgt eine Podiumsdiskussion mit verschiedenen Akteur_innen aus Beratung, Gesundheitssektor und Selbsthilfe. Es diskutieren:

Pum Kommattam (Lesbenberatung / LesMigras)
Tanya Dolis (Sonntagsclub)
Arnd Bächler (Schwulenberatung)
Dirk Sander (Deutsche Aidshilfe)
Moderation: Richard Lemke (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Deutschen Aidshilfe e.V., der Schwulenberatung Berlin und der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Wolfs Vortrag wird später als 12. Band in der Schriftenreihe „Hirschfeld Lectures“ im Wallstein-Verlag veröffentlicht.

Die Veranstaltung bei Facebook

1953-2017

Wir trauern um Eduard Stapel

Am 3. September ist Eddy Stapel, der Bürgerrechtler, Theologe, Journalist und Träger des Bundesverdienstkreuzes, nach schwerer Krankheit in seinem Heimatort Bismark in Sachsen-Anhalt im Alter von 64 Jahren verstorben.

Eduard Stapel
Eddy Stapel. Foto: © picture alliance / dpa

„Wir verneigen uns vor einer großen Persönlichkeit der Emanzipationsbewegung der Homosexuellen und der Evangelischen Kirche“, betont Jörg Litwinschuh, Geschäftsführender Vorstand der BMH. „Mit dem Gründer des ‚Schwulenverbandes in der DDR‘, aus dem der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) hervorging, verlieren wir eine der wichtigsten Persönlichkeiten unserer Bewegungen der Nachkriegszeit.“

Eddy Stapel wurde am 30. September auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Bismark (Altmark) beigesetzt. Vertreter der Stiftung legten einen Kranz mit der Inschrift „In tiefer Trauer und größter Dankbarkeit“ nieder. Günter Dworek vom LSVD hielt die Trauerrede.

LSVD-Rückblick auf Leben und Wirken Stapels
Grabrede von Günter Dworek

Dreitägige Veranstaltung bei Göttingen

Hirschfeld Akademie 2017: Orte der Begegnung – Orte des Widerstands

Die Geschichte homosexueller, trans*geschlechtlicher und queerer Räume – das ist das Thema der diesjährigen Hirschfeld Akademie am ersten Dezember-Wochenende in der Akademie Waldschlösschen, eine Kooperation der BMH mit dem Bildungs- und Tagungshaus in Reinhausen bei Göttingen.

Bundestag
Die Akademie Waldschlösschen, Tagungsort und selbst ein bewegter Ort

Emanzipationsbestrebungen von Lesben, Schwulen und Trans*menschen können auch als Prozesse beschrieben werden, sich „eigene Räume“ zu schaffen. Räume, die der Konstituierung und internen Selbstdefinition der Gruppe wie auch als Symbol ihrer Außendarstellung dienen. Sie haben sich „andere Räume“ geschaffen oder sich öffentliche Räume angeeignet, Räume der (sexuellen?) Begegnung, Räume des Widerstands.

In den verschiedenen Phasen der Bewegungen haben diese Räume eine entscheidende Rolle gespielt: das Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld; die Bar- und Clubkultur als Ort der Selbsterprobung und -behauptung für Trans*menschen; Klappen als öffentliche Toiletten, die sich Männer als sexuellen Raum angeeignet haben; FLT*-Räume als sichere Räume für FrauenLesben und Trans*menschen; örtliche Zentren der Selbstorganisation, des politischen Widerstands und der Selbsthilfe; Demonstrationen, insbesondere zum CSD, als Aneignung des öffentlichen Raumes; Saunen, Cruising-Bars und Sexpartys als Räume, in den Männer Sex mit Männern haben – aber nicht nur, denn an manchen Orten ist der Fetisch wichtiger als Geschlecht und Richtung des Begehrens; queere Bars und Bühnen, die jede Schublade ablehnen.

Mit vielen Referent_innen geht die Tagung u.a. diesen Fragen nach:
– Welche Bedeutung hatten diese „anderen Räume“ für die jeweiligen Emanzipationsbestrebungen?
– Wie beeinflussen diese Orte das eigene Selbstverständnis / die Identität?
– Welche Unterschiede gibt es bei dem Schaffen von Räumen zwischen Lesben, Schwulen und Trans*menschen?
– Sichere Orte – unter sich sein: Welche Orte können überhaupt als sicher gelten? Welche Ausschlüsse produzieren diese Räume wiederum?
– Kommerzielle Szene vs. selbstverwaltetes Zentrum als Orte der Begegnung: Wie regel(te)n die Zentren ihre Finanzierung?
– Aidshilfen als schwulenemanzipatorische Orte: Wie wurden aus Vereinen auch Treffpunkte?
– Virtuelle statt reale Räume: Wie beeinflusste der Umzug ins Digitale das Selbstverständnis der eigenen Sexualität?
– Denkmäler und Erinnerungsorte: Gibt es eine spezifisch queere Form des Erinnerns?

Mehr Infos zur Veranstaltung und Anmeldungsmöglichkeit auf der Webseite der Akademie Waldschlösschen

Neues aus der Stiftung

Frist für Förderanträge Mitte Oktober

Im Rahmen unseres Forschungs- und Bildungsprogramms fördern wir 2017 36 externe Projekte mit einem Gesamtwert von 140.153,70 Euro finanziell. Bis zum 15. Oktober 2017 (es gilt der Poststempel) können wieder Förderanträge bei unserer Stiftung eingereicht werden. Wegen des Haushaltsvorbehalts des Deutschen Bundestages sind wir im ersten Halbjahr 2018 zu sehr strengen Sparmaßnahmen gezwungen. Daher können nur Projekte gefördert werden, die frühestens am 1. Juli 2018 beginnen. Es sind wieder Förderprojekte für eine Laufzeit bis 18 Monate, also bis Dezember 2019, einreichbar. Wichtig: Ab 2018 entfällt der Fördertermin im April, d.h. Anträge können 2018 nur zum 15.10.2018 eingereicht werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mehr Infos auf unserer Webseite

Hirschfeld-Gedenkjahr 2018/2019

Die BMH bereitet sich auf den 150. Geburtstag von Magnus Hirschfeld und den 100. Gründungstag des Instituts für Sexualwissenschaft vor. Wir planen in Kooperation mit anderen Berliner Einrichtungen wie der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, dem Spinnboden Lesbenarchiv, der Initiative Queer Nations und anderen die Durchführung verschiedener Veranstaltungen und Veröffentlichungen, um an Hirschfeld und sein Wirken zu erinnern, es aber auch kritisch einzuordnen. Die genaueren Planungen stellen wir in einem der nächsten Newsletter vor.

Interviewprojekt „Archiv der anderen Erinnerungen“

Das Zeitzeug_innen-Projekt der BMH konnte seit dem letzten Newsletter zwei weitere Interviews mit lesbischen Frauen aus Berlin und ein Interview mit einem schwulen Mann aus Nordrhein-Westfalen führen, der unter den Auswirkungen des Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches (StGB) zu leiden hatte. Bis zum Ende des Jahres werden vermutlich noch drei weitere Lebensgeschichten aufgezeichnet werden können. Aktuell sind im „Archiv der anderen Erinnerungen“ vierzig Interviews aufgezeichnet, davon 21 mit Frauen. Besonders danken möchten wir an dieser Stelle den Kolleg_innen von RuT (Rad und Tat – Offene Initiative lesbischer Frauen), die uns mit Rat und Tat unterstützen.

Bundestag
Babette Reicherdt, Rosemarie Molli Haase und Janina Rieck vor Beginn des Interviews. Foto: BMH

Informationen über das Interviewprojekt finden Sie auch auf seiner Webseite. Zur Durchführung weiterer Interviews sind wir dringend auf Spenden angewiesen.

Projektnews von „Refugees & Queers“

Wir freuen uns, im Projekt „Refugees & Queers. Politische Bildungsarbeit an der Schnittstelle LSBTTIQ und Flucht / Migration / Asyl“ im Oktober zwei Fortbildungen anbieten zu können:

– Am Wochenende vom 13. bis 15. Oktober findet in Kooperation mit der Niedersächsischen Vernetzungsstelle für die Belange von LSBTI-Flüchtlingen ein Praxis-Workshop im thüringischen Krölpa statt, der sich an Trainer_innen richtet, die selbst Fortbildungen zur Sensibilisierung von Behördenmitarbeiter_innen zum Thema „Queer & Flucht“ konzipieren möchten. Mehr Infos.

– Am Wochenende vom 27. bis 29. Oktober ist zudem die Veranstaltung „Leaving the queer bubble“ in Bad Sachsa (Niedersachsen) geplant – ein PR- und Medientraining für Trainer_innen an der Schnittstelle LSBTTIQ und Flucht / Migration / Asyl und Queer Refugee Aktivist_Innen. Mehr Infos.

Zudem kooperiert „Refugees & Queers“ mit Prof. Dr. Gabriele Fischer und einem Projektseminar der Hochschule Esslingen zur Erstellung eines Erklärfilms, um insbesondere Fachkräfte, Ehrenamtliche und Mitarbeiter_innen der Security in Geflüchtetenunterkünften für die Situation von queeren Geflüchteten zu sensibilisieren. Für den Einsatz in der Bildungsarbeit in Geflüchtetenunterkünften wird auch eine Bildungsmappe entwickelt. Zu dem Projekt gibt es eine Crowdfundingkampagne.

Neuerscheinungen

„Lesben raus! – Für mehr lesbische Sichtbarkeit“

Es heißt, Lesben sind unsichtbar und eine aussterbende Identität. Angesichts der historisch einmaligen Situation, dass mehrere Generationen in einer toleranteren Gesellschaft sich offen zeigen können, hätte es über die Jahre eine steigende lesbische Präsenz geben müssen. Stattdessen dominieren schwule Männer Bild und Themen.

Herausgeberin Stephanie Kuhnen will mit diesem im Querverlag erschienenen Buch ein Plädoyer für die Sichtbarkeit von Lesben in Gesellschaft und Community halten. 28 Autor_innen beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und gehen der Frage nach: Wo sind sie denn, die lesbischen Frauen und Transgender? Welche Vorteile und welche Nachteile bringt eine erhöhte Sichtbarkeit? Was führt zur Unsichtbarkeit? Wie kann mehr Sichtbarkeit in allen Bereichen der Gesellschaft hergestellt werden?

Das Buch auf der Webseite des Verlags

„Heteros fragen, Homos antworten“

In 50 Kolumnen hat das Queerspiegel-Team Woche für Woche den Leserinnen und Lesern des Berliner Tagesspiegels die Homo-Welt erklärt. Im September erscheint nun das gesammelte Wissen dieser Expert_innen (Anja Kühne, Nadine Lange,
Björn Seeling und Tilmann Warnecke) im Querverlag und verspricht, Licht ins Dunkel zu bringen. Zahlreiche Fragen, die sich viele sonst nicht zu stellen trauen, werden mit fachlicher Kompetenz, journalistischer Sorgfalt und einer Prise Humor beantwortet.

Die Autor_innen prüfen Stereotypen auf ihren Wahrheitsgehalt und räumen mit Mythen und Vorurteilen auf. Ob als Nachhilfe für den besten Freund, als kleiner Ratgeber für die Eltern oder die verklemmte Arbeitgeberin – das Buch ist das perfekte Geschenk für die neugierigen Heterosexuellen in Deinem Leben. Und eine Argumentationshilfe für alle queeren Menschen, denen ähnliche Fragen gestellt werden.

Das Buch auf der Webseite des Verlags

„Verruchte Jugend“

Bei diesem Roman von Charles Henri Ford und Parker Tyler, den der Männerschwarm Verlag in der Übersetzung von Joachim Bartholomae veröffentlicht, handelt es sich um den allerersten amerikanischen Schwulenroman, der in den USA allerdings erst 1975 erschienen ist. Die Erstausgabe wurde 1933 von der Obelisk Press in Paris gedruckt, Gertrude Stein und Djuna Barnes waren begeistert.

Der expressionistische Großstadtroman erinnert an „Berlin Alexanderplatz“: Er erzählt von Julian und Karel und ihrer Clique junger, heute würde man sagen prekär lebender Dichter in New York Anfang der Dreißigerjahre. Das Geld reicht vorn und hinten nicht, auf den Partys fließt billiger Alkohol, sexuelle Begegnungen kommen unkompliziert zustande – doch nur selten gelingen befriedigende oder gar glückliche Momente. Diese jungen Leute betreten Neuland in allem, was sie tun, ein Terrain ohne Wege und ohne Regeln – deshalb lassen sie sich treiben und folgen spontan ihren Impulsen. Die Sprache entspricht dieser Lebensweise und folgt noch den ausgefallensten Bewusstseinsströmen.

Das Buch auf der Webseite des Verlags

„Der Caravaggio-Schal“

Die Rottöne in Caravaggios „Orfeo“ haben es Gertrude Stein so angetan, dass Alice B. Toklas ihr einen Schal in dieser Farbe stricken möchte. Um den Ton genau zu treffen, tritt sie nah an das Gemälde heran und stellt fest: die Farbe ist noch feucht. Als sie die offenkundige Fälschung melden will, liegt im Büro des Museumsdirektors eine Leiche. So beginnt der zweite Krimi um Gertrude Stein und Alice B. Toklas (nach „Ein Mord ist ein Mord ist ein Mord“, ebenfalls Männerschwarm), und er endet in einem dramatischen Showdown im Obergeschoss des Arc de Triomphe.

Samuel Steward (1909 – 1993), der unter dem Pseudonym „Phil Andros“ erotische Literatur verfasste, war mit den beiden Damen befreundet, besuchte sie regelmäßig in ihren französischen Domizilen und tritt selbst als „Johnny Springteufel“ in Erscheinung. Nicht unbedingt ein „richtiger“ Krimi, aber eine „zauberhafte Liebeserklärung an eines der bekanntesten und einflussreichsten Lesbenpaare des 20. Jahrhunderts“ (L-Mag).

Das Buch auf der Webseite des Verlags

Ausgewählte Termine

Bis 2019: Wanderausstellung „We are part of culture“
Mit einer Vernissage im Berliner Hauptbahnhof hat Ende September die Diversity-Kunstausstellung „We are part of culture“ des Projekts „100% Mensch“ begonnen, die durch 20 Bahnhöfe in ganz Deutschland ziehen will. Mit der Deutschen Bahn AG als Kooperationspartnerin werden 36 speziell angefertigte Portraits von gleichgeschlechtlich liebenden, historischen Persönlichkeiten ausgestellt. Die Portraits wurden von bekannten Künstler_innen wie Ralf König, Robert W. Richards oder Gerda Laufenberg in unterschiedlichsten Techniken von Öl, Tusche und Zeichnungen bis hin zu Street-Art und Cartoon erstellt.
Webseite des Projekts

30.-31. Oktober, Köln: BISS-Jahrestagung
Die Jahrestagung der Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren findet unter dem Motto „Sorgende Gemeinschaften – Perspektive für Sorgestrukturen in der schwulen Community“ statt. Der Begriff „Caring Community“ steht für sorgende Gemeinschaften im Kontext Alter und Familie. Doch wie gestalten sich diese sorgenden Gemeinschaften für ältere schwule Männer und ihren (Wahl-)Familien? Die Jahrestagung geht dieser Fragestellung unter Hinzunahme des 7. Altenberichts nach und richtet sich an Haupt- und Ehrenamtliche in der schwulen Community, in Aidshilfen, Seniorenarbeit und Altenhilfe.
Programm und Anmeldemöglichkeit bietet die BISS-Webseite

17.-19. November, Leipzig: Fachtagung Lesben und Alter
Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter sind in Deutschland keine Selbstverständlichkeit, wie der siebte Altenbericht der Bundesregierung gezeigt hat. Dies gilt auch für ältere lesbische Frauen in vielerlei Hinsicht, etwa bei der Alterssicherung und beim Unterstützungsbedarf. Die 7. bundesweite Fachtagung wird diese Themen aufgreifen, um dazu beizutragen, die Lebenssituation älterer lesbischer Frauen zu verbessern. Fachfrauen aus der Altenhilfe, Dozentinnen an Hochschulen und Altenpflegeschulen, Wissenschaftlerinnen, Mitarbeiterinnen von Frauen-/Lesbenprojekten sowie interessierte Frauen sind herzlich dazu eingeladen.
Webseite der Tagung

18. November, Leipzig: Tagung „Migration und Männlichkeit(en)“
Mit aktuellen Debatten der Kritischen Intersektionalen Männlichkeitsforschung befasst sich diese Tagung des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Leipzig: Die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa werden derzeit spürbar von Diskursen über Geflüchtete, Migrant_innen, Zuwanderung und Multikulturalität bestimmt. Migrationsphänomene konstituieren dabei die soziale, kulturelle und politische „Wirklichkeit“ Europas und diese „Wirklichkeiten“ bedingen wiederum die Verhandlung und (Re)Konstruktion von Geschlechterverhältnissen. Die Tagung möchte intersektionale Forschungsperspektiven auf die aufgeworfenen Fragen bieten und einen Bezug zur Praxis von Initiativen und Selbstorganisationen herstellen.
Die Veranstaltung bei Facebook

27. November, Berlin: Fachtagung „Endlich rehabilitiert“
Die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren wird auf ihrer Fachtagung aus der Arbeit am Beratungstelefon für Betroffene des §175 berichten: wie die Ratsuchenden unterstützt werden, wie die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Justiz bei der Umsetzung der Entschädigungsansprüche läuft und wo es „haken“ kann. Der Fachtag will auch Aufmerksamkeit für weitergehende Forderungen von BISS, zum Beispiel zu einem Härtefallfonds und zu Kollektiventschädigung, wecken. Die Fachtagung findet von 10 bis 17 Uhr im NH Collection Berlin Friedrichstraße statt und wird u. a. durch die BMH gefördert.
BISS-Webseite

2. Dezember, Hamburg: Fachtagung „Alterssicherung für lesbische und alleinlebende Frauen“
Der Dachverband Lesben und Alter hat mehrere Workshops zu dem Thema „Rente für Lesben“ durchgeführt und im Frühjahr Wahlprüfsteine erarbeitet. Mit Förderung der BMH soll die Tagung Forderungen mit politischen Positionen vergleichen und nach Möglichkeiten suchen, die eigenen Vorstellungen in die Politik einzubringen. Zusätzlich wird es darum gehen, die historisch gewachsenen Benachteiligungen von Frauen bei der Alterssicherung aufzudecken.
Die Webseite des Verbands

4. Dezember, Berlin: LGBTI* – oder: Was ist eigentlich das Problem mit Identitätspolitik?
Im taz.café lädt die Initiative Queer Nations zur neuesten „Queer Lecture“. Gast ist diesmal Armin Nassehi, „Kursbuch“-Herausgeber und Professor für Soziologie an der LM-Universität München.
Webseite der Reihe „Queer Lecture“

Sonstiges

ADS-Studien zur Diskriminierung in Deutschland

Im Rahmen des Themenjahrs „Gleiches Recht für jede Liebe“ hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) im September eine Fachtagung durchgeführt, bei der auch eine aktuelle Studie „Diskriminierungserfahrungen in Deutschland anhand der sexuellen Identität“ vorgestellt wurde – inzwischen liegen die Ergebnisse der quantitativen Betroffenenbefragung als PDF vor. Bereits im Januar hatte die Stelle die Ergebnisse einer weiteren beauftragten Studie, „Einstellungen gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Deutschland“, vorgestellt.

Hotline zur §175-Rehabilitierung

Der Deutsche Bundestag hat im Sommer beschlossen, Urteile nach §175 StGB und §151 StGB-DDR aufzuheben und Betroffene zu entschädigen. Die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren (BISS e.V.) hat dazu eine kostenfreie Hotline geschaltet, um Verurteilte und ihre Angehörigen informieren und beraten zu können.

Möglichst viele Berechtigte sollen ihre Rechte auf Rehabilitierung und Entschädigung verwirklichen. Mit diesem Ziel unterstützt BISS die zumeist hochaltrigen Betroffenen mit Rat und Tat. Beispiel: Viele haben die sie psychisch belastenden Urteile vernichtet – wie machen sie ihren Anspruch über eine eidesstattliche Erklärung glaubhaft? Wie machen sie ihre Entschädigungsansprüche geltend? BISS hält Informationsblätter und Vordrucke bereit, begleitet die Betroffenen in ihrem Verfahren und pflegt einen engen Kontakt zum Bundesamt für Justiz. Letzteres ist für die Entschädigung zuständig. Bei Bedarf und nach Möglichkeit werden auch psychosoziale Beratungsangebote vor Ort vermittelt.

Bundestag
BISS-Vorstand Georg Härpfer, Bundesfamilienministerin Dr. Katharina Barley, Lela Lähnemann von der Antidiskriminierungsstelle des Landes Berlin und BISS-Vorstand Reinhard Klenke im Sommer bei der Vorstellung der Hotline. Foto: BMFSFJ

Die Hotline unter 0800 – 175 2017 ist wochentags von 9 bis 11 Uhr und mittwochs und donnerstags zusätzlich von 16 bis 18 Uhr erreichbar, Ansprechperson Marcus Velke kann zudem per E-Mail marcus.velke@schwuleundalter.de angeschrieben werden.

Erinnerung in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

QueerNet RLP und das Frauenzentrum Mainz suchen Zeitzeuginnen: In der ersten historischen Studie über lesbisches Leben im jungen Rheinland-Pfalz wurde deutlich: Gerichte entzogen Müttern, deren lesbisches Leben bekannt wurde, bis mindestens in die 1980er Jahre die Kinder. Manche Mutter verbarg deswegen ihre Lebensgefährtin. Wie viele Mütter waren betroffen? Wie lief das vor Gericht? Wie erging es den Müttern und den Kindern? Die beiden Organisationen erhoffen sich Antworten, auch kleine „Puzzlestücke“ wie Akten, Fotos oder Briefe. Kontakt per E-Mail an zeitzeuginnen@queernet-rlp.de.

Gerne möchten wir noch einmal auf die beiden Webportale zur Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung von LSBTTIQ hinweisen, die in Baden-Württemberg entstanden sind und vielfältige Einblicke und Informationen liefern:

– Das Portal www.der-liebe-wegen.org wird von den Vereinen Weissenburg (Stuttgart) und Rosa Hilfe (Freiburg) getragen und liefert zum Beispiel auf einer Gedenkkarte detaillierte biografische Einzelinformationen.

– Das Portal www.lsbttiq-bw.de wird von der Universität Stuttgart betrieben und enthält Ausschnitte aus lebensgeschichtlichen Interviews sowie einen Blog, in dem Neuigkeiten gepostet werden.

Impressum

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH)
Mohrenstraße 34
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Telefax: 030 – 208 987 652
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