Historische Entscheidung | ||||||
§175: Verurteilte werden rehabilitiert und entschädigtWer in Deutschland nach dem 8. Mai 1945 nach den Paragrafen 175 und 175a und nach entsprechenden Strafrechtsbestimmungen in der DDR wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen bestraft wurde, der wird nun rehabilitiert und kann eine Entschädigung beantragen. Der Bundestag beschloss diesen historischen Schritt am 23. Juni einstimmig, der Bundesrat stimmte ihm Anfang Juli zu. Am 21. Juli wurde das Gesetz im Bundesgesetzblatt veröffentlicht, es tritt somit am 22. Juli in Kraft. Jörg Litwinschuh, Geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH), sagte zu der Verabschiedung im Bundestag: „Wir sind stolz, heute an einem Ziel des langen Wegs zur Rehabilitierung der Opfer des §175 StGB angekommen zu sein. Bundesjustizminister Heiko Maas hat sich mit großem Engagement für die Rehabilitierung der Opfer eingesetzt und viele Widerstände überwinden können. Leider können viele, die durch eine Verurteilung Arbeit und Ansehen, An- und Zugehörige verloren haben, diesen Tag nicht mehr erleben. Sie sind bereits verstorben. Andere trieb der soziale Tod in den Suizid. Doch ich bin sehr froh darüber, dass endlich Gerechtigkeit geschaffen wird.“
Nach dem „Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen“ (StrRehaHomG) werden die Urteile kollektiv und kraft Gesetzes aufgehoben. Verurteilten steht auf Antrag eine Entschädigung in Höhe von 3.000 Euro je Urteil sowie zusätzlich 1.500 Euro je angefangenem Jahr erlittener Freiheitsentziehung zu. Als kollektive Entschädigung hatte der Bundestag zuvor im Rahmen des Haushalts eine institutionelle Förderung der BMH beschlossen, die Stiftung erhält 2017 – wie voraussichtlich in den Folgejahren – 500.000 Euro aus dem Haushalt des BMJV. Verurteilungen wegen homosexueller Handlungen mit Personen unter 16 Jahren werden nach einer späten Änderung des Gesetzentwurfes nicht aufgehoben. Im ursprünglichen Entwurf lag die Grenze bei 14 Jahren und damit bei dem Schutzalter, das im geltenden Recht für das absolute Verbot von sexuellen Handlungen maßgeblich ist. Die BMH bedauert diese nachträgliche, von der CDU/CSU geforderte Einschränkung. Die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren (BISS) hat mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums eine kostenfreie Hotline eingerichtet, die unter der Nummer 0800 – 175 2017 über die Stellung des Antrags auf Entschädigung informiert und die Abwicklung über das zuständige Bundesamt für Justiz unterstützt.
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Briefmarke kommt | ||||||
Deutsche Post ehrt Magnus HirschfeldZum 150. Geburtstag von Magnus Hirschfeld erscheint im kommenden Jahr eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post. Zusammen mit der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft hatte die BMH den Vorschlag zur Ehrung des Sexualwissenschaftlers und Mitbegründers der ersten deutschen Homosexuellenbewegung beim Bundesfinanzministerium eingereicht. Damit wird der Einsatz für LSBTTIQ-Rechte erstmals in Deutschland mit einer Briefmarke gewürdigt. „Ich bin hocherfreut, dass die Entscheidung für die Hirschfeld-Briefmarke gefallen ist“, erklärte BMH-Vorstand Jörg Litwinschuh. „Magnus Hirschfelds Leben und Werk wird inmitten unserer Gesellschaft ankommen. Deutschland besinnt sich nicht nur seiner Unrechtstaten, es feiert auch die Wiege der Emanzipationsbewegung der Homosexuellen und Trans* in der Weimarer Zeit.“ |
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Entscheidung in Bundestag und -rat | ||||||
Deutschland bekommt die Ehe für alleSchwule und lesbische Paare können demnächst in Deutschland heiraten statt sich zu verpartnern: Am 30. Juni beschloss der Bundestag einen entsprechenden Gesetzentwurf des Bundesrats, der den Paaren auch erstmals ein gemeinschaftliches Adoptionsrecht gibt. „Die rechtliche Gleichstellung der Homosexuellen ist da“, kommentierte BMH-Vorstand Jörg Litwinschuh. „Nach der Rehabilitierung der schwulen Opfer des alten §175 StGB ist dies eine weitere historische Entscheidung des Deutschen Bundestages. Jetzt ist es und heißt es endlich Ehe – Ehe für alle, die eine Ehe schließen möchten.“
Das inzwischen vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier unterzeichnete, aber noch nicht veröffentlichte Gesetz tritt voraussichtlich zum 1. Oktober in Kraft. Lebenspartnerschaften können ab dann nicht mehr abgeschlossen werden. Bestehende Lebenspartnerschaften können vor dem Standesamt in eine Ehe umgewandelt werden, dabei gelten rückwirkend alle Rechte und Pflichten der Ehe. Einen Überblick über die rechtlichen Details der Ehe für alle bietet der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) in einem FAQ. |
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EZH-Pläne vorgestellt | ||||||
Berlin soll Elberskirchen-Hirschfeld-Haus erhaltenIm derzeitigen Redaktionsgebäude der „taz“ an der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin-Kreuzberg soll künftig das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus (EZH) den queeren Museen, Archiven und Bildungseinrichtungen der Stadt eine neue gemeinsame Heimat bieten. Entsprechende nach Hirschfeld und der feministischen Sexualreformerin Johanna Elberskirchen benannte Planungen, die an Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft anknüpfen, stellte im Juli die Initiative Queer Nations vor; sie soll unter anderem das Schwule Museum* (in einem angrenzenden Neubau), das Lesbenarchiv Spinnboden, die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft und Teile des Instituts für Sexualwissenschaften der Humboldt-Universität umfassen. Auch die BMH plant einen Umzug in das EZH. |
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Vorankündigung | ||||||
12. Hirschfeld Lecture am 25. Oktober„Queers und Substanzgebrauch“ – das ist das Thema der inzwischen zwölften Queer Lecture, der Vortragsreihe der BMH, deren Beiträge später im Wallstein-Verlag erscheinen. In Kooperation mit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und der Schwulenberatung Berlin stellt Diplom-Psychologin Gisela Wolf, Psychologische Psychotherapeutin in freier Praxis in Berlin, am 25. Oktober ab 19 Uhr im Restaurant „wilde Oskar“ des Lebensort Vielfalt Daten aus der aktuellen Forschung über Sucht und Substanzkonsum bei queeren Personen vor und zeichnet Diskussionen in der Szene zum Thema exemplarisch nach. So habe es in queeren Communitys in den letzten vier Jahrzehnten mehrfach entsprechende Debatten gegeben, die jedoch meist nach einiger Zeit wieder abbrachen. Substanzgebrauch und Suchterkrankungen stellen in den Communitys jedoch ein wesentliches Gesundheitsrisiko dar. So sind queere Personen nach aktuellen Studien häufiger von Alkohol- und Nikotinabhängigkeit und deren Folgen betroffen, auch weil sie auf eine Tradition von trans*- und homofeindlichen Vorannahmen treffen. Erfahrungen gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei Substanzgebrauch. Gisela Wolf untersucht, wie internalisierte Abwertungsprozesse und „Selbsthass“ mit Substanzgebrauch zusammenhängen, und skizziert, wie das Thema in queeren Communitys offen und respektvoll besprochen werden kann und welche Umgangs- und Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Gesamtgesellschaft dabei hilfreich sein können. |
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Neuerscheinung | ||||||
Elfter Band der Hirschfeld Lectures erschienenIm Wallstein-Verlag ist im Mai der 11. Band der Hirschfeld Lectures erschienen: Im November 2016 hatte Prof. Dr. Sabine Hark (TU Berlin) über „Koalitionen des Überlebens. Queere Bündnispolitiken im 21. Jahrhundert“ referiert. Ausgehend von Motiven im Werk Monique Wittigs, für die die Macht des Anfangens die zentrale Quelle neuer Formen von Sozialität darstellt, fragt Sabine Hark in der Lecture nach aktuellen Quellen, Möglichkeiten und Herausforderungen für queere Koalitionen. Sie rückt dafür den Begriff der Verwundbarkeit in den Vordergrund. Denn es ist gerade die ungleich verteilte Verletzlichkeit, die uns trennt und doch zugleich den viel versprechenden Schauplatz für neue Allianzen darstellt. Es geht um die Erfindung einer Welt, „in der kollektive Mittel gefunden werden, die körperliche Verwundbarkeit zu schützen, ohne sie genau genommen abzuschaffen“ (Judith Butler). Und das heißt auch, Momente disziplinierender Differenzierung selbst noch in jenen Praktiken wahrzunehmen, die emanzipatorisch im Namen der Differenz operieren. Prof. Dr. Sabine Hark ist Professorin für Interdisziplinäre Frauen und Geschlechterforschung an der TU Berlin und eine der wichtigsten deutschsprachigen Queer-Theoretiker_innen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Geschlechterforschung als kritische Ontologie der Gegenwart und feministische Erkenntnistheorie. |
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Tagung in Berlin | ||||||
Rückblick: Fachtag „Familie von morgen“Vom 5. bis 7. April 2017 fand im „Tagungswerk“ in Berlin-Kreuzberg der Fachtag „Familie von morgen. Neue Werte für die Familie(npolitik)“ statt, den die BMH in Kooperation mit der Evangelische Akademie zu Berlin und dem Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte durchgeführt hat, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Soziales, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband. Wie die breite Kooperation bereits nahelegt, war die Tagung interdisziplinär angelegt. Um das Potenzial und die Herausforderungen der gelebten Vielfalt von Familie für Politik und Ethik näher zu fassen, wurden deskriptive Zugänge (historisch, soziologisch) ins Gespräch gebracht mit normativen Zugängen (ethisch, rechtlich, politisch). So konnten die unterschiedlichen Wertvorstellungen und Leitbilder hinter der gelebten Vielfalt von Familie erkennbar gemacht werden.
Die Tagung schlug einen Bogen von alten Bildern zu neuen Werten in Familie und Gesellschaft. In der Schlussrunde wurde deutlich, dass vor allem die institutionelle Familienpolitik neue Werte von pluralen Familienformen berücksichtigen sollte, in denen auch vielfältige Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen einen rechtlich abgesicherten Rahmen finden. Dabei gelte es auch, die gesamtgesellschaftliche Einsicht in den bereits vollzogenen Wandel von Familien zu stärken. Der Fachtag machte deutlich, dass den Chancen aktuell gelebter Vielfalt noch einige Probleme gegenüberstehen. Weitere Eindrücke der Tagung liefert ein Beitrag des Deutschlandradios (mp3, 7 Minuten, 6,4 MB) und ein ausführlicher Bericht auf der Webseite der Tagung. |
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Neues aus der Stiftung | ||||||
Projekt Refugees & QueersNach dem erfolgreichen Fachtag „Refugees & Queers“ im November letzten Jahres führt die BMH seit April das durch die Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Projekt „Refugees & Queers. Politische Bildung an der Schnittstelle von LSBTTIQ und Flucht / Migration / Asyl“ durch. Katrin Ebell verstärkt als Projektreferentin gemeinsam mit Felicitas Grabow das Team von „Refugees & Queers“. Das Projekt hat das Ziel, Akteur_innen entsprechender Bildungsarbeit bundesweit zu vernetzen, fachlichen Austausch zu fördern und zu Synergien beizutragen. Im Juni fand hierzu im „Aquarium“ in Berlin-Kreuzberg ein Vernetzungstreffen statt, zu dem über 40 Teilnehmende zusammen kamen – aus dem Queer-Refugee-Aktivismus und aus Unterstützungsstrukturen, aus migrantischen Selbstorganisationen, aus LSBTTIQ-Bildungs- und Beratungseinrichtungen sowie aus dem Gesundheitsbereich. Während des Treffens wurden auch politische Forderungen gestellt, darunter zur Notwendigkeit der Anerkennung von Bildungs- und beruflichen Abschlüssen von Geflüchteten, zur Unterstützung der Selbstorganisierung queerer Refugees oder zur Bildung politischer Lobbygruppen und Stärkung bestehender Netzwerke. Save the date: An den Wochenenden 13.-15. Oktober und 27.-29. Oktober werden jeweils Fortbildungen für Multiplikatior_innen angeboten. Am 24. November findet in Köln ein weiteres Vernetzungstreffen statt. Bitten um Aufnahme in den Veranstaltungs- und Infoverteiler sowie Fragen zum Projekt nimmt Katrin Ebell per E-Mail entgegen. Archiv der anderen ErinnerungenIm Rahmen des Zeitzeug_innen-Projekts der BMH konnten in den vergangenen Monaten weitere fünf Interviews vorbereitet und zum Teil bereits durchgeführt werden. Im April berichtete ein Betroffener der Rechtsprechung durch den Paragraphen 175 von den Auswirkungen der Verhaftung auf sein Leben. Im Mai konnten im Rahmen des lesbengeschichtlichen Schwerpunktes zwei weitere Interviews durchgeführt werden: Zum einen berichtete die emeritierte Professorin für Frauen- und Geschlechterfragen Monika Barz aus ihrem bewegten Leben, zum anderen bereicherte die in Polen geborene und Anfang der 1980er Jahre nach Berlin gezogene Joanna Czapska das Archiv durch ihre Lebensgeschichte.
Für Juli und September sind bereits vier weitere Interviewtermine vereinbart worden. Vermutlich werden darüber hinaus noch zwei zusätzliche Interviews durchgeführt werden können, so dass sich der Gesamtbestand des „Archivs der anderen Erinnerungen“ bis Ende des Jahres 2017 auf 43 Interviews belaufen wird. Informationen über das Interviewprojekt bietet die Webseite www.archiv-der-anderen-erinnerungen.de. Zur Durchführung weiterer Interviews ist das Projekt dringend auf Spenden angewiesen. Überweisungen unter Angabe des Spendenzwecks sind steuerlich absetzbar möglich auf das Konto der BMH bei der Bank für Sozialwirtschaft, Köln (IBAN: DE96100205000001250505, BIC: BFSWDE33BER). Weitere Informationen auf der Spenden-Infoseite. Gedenken an Magnus HirschfeldAnlässlich des 149. Geburts- und 82. Todestages von Magnus Hirschfeld co-finanzierte die BMH zusammen mit der Stadt Magdeburg die im Mai feierlich angebrachte Gedenktafel an der ehemaligen Praxis Hirschfelds in Magdeburg.
Zusammen mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft und dem LSVD Berlin-Brandenburg richtete die BMH auch in diesem Jahr am 14. Mai die Gedenkfeier für Magnus Hirschfeld an der Gedenkstele in der Otto-Suhr-Alle aus.
Hirschfeld-Gedenkjahr 2018/2019Am 14. Mai 2018 würde Magnus Hirschfeld seinen 150. Geburtstag feiern, im Sommer 2019 jährt sich der 100. Gründungstag des von Hirschfeld aufgebauten und 1933 von den Nationalsozialisten zerstörten Instituts für Sexualforschung. Zwischen diesen beiden Daten wird sich die BMH auf vielfältige Weise mit der Person ihres Namensgebers und seinem Erbe auseinandersetzen. In Kooperation mit anderen Berliner Einrichtungen – insbesondere den Kolleg_innen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft – soll in würdiger Weise an das Leben und Werk des Pioniers der Homosexuellenbewegung erinnert werden. Über erste Planungen berichtet die BMH in einem der nächsten Newsletter. Projektförderungen 2017Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld nahm 2017 ihre Fördertätigkeit wieder auf. Zur Antragsfrist am 15. April wurden insgesamt 77 Förderanträge fristgerecht eingereicht. Die Anträge wurden vom Fachbeirat in die drei Themengebiete „Geschichte und Erinnerung“, „Theorie und Forschung“ und „Politik und Gegenwart“ eingeordnet und begutachtet; 42 Förderanträge wurden abgelehnt. Kuratorium und Vorstand förderten bis Juli 35 Projekte in einem Gesamtwert von 129.530,70 Euro. Die nächste Antragsfrist für Projekte ab Juli 2018 ist der 15. Oktober 2017. Informationen und ein Antragsformular finden sich auf der Förderseite. Neue MitarbeiterinnenKatrin Ebell ist im April 2017 als Projektreferentin zum Team von „Refugees & Queers“ dazugestoßen. Sie arbeitet zusätzlich als Mediatorin und Coach in einem feministischen Beratungsnetzwerk, leistet persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderung, ist in Unterstützungsgruppen von und mit Geflüchteten aktiv und macht gerne medienpädagogische Mädchen*arbeit. Die Stelle wird befristet von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert. Seit März unterstützt Kristina Hens das BMH-Referat „Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung“ als Wissenschaftliche Hilfskraft. In ihrem Masterstudium an der Europa-Universität Viadrina fokussiert sie sich vor allem auf Gender Studies, Queer Theorie und Migrationsforschung. Außerhalb der Universität ist sie in einem Kollektiv aktiv, das zwei FLQTI*-Proberäume errichtet hat und nun verwaltet. Seit April verstärkt Kiki Burghartz das Referat „Kultur, Geschichte und Erinnerung“ als Studentische Hilfskraft mit einem Schwerpunkt auf das „Archiv der anderen Erinnerungen“. In ihrem Studium der Rechtswissenschaften und der Gender Studies setzt sie sich ebenfalls vertieft mit dem Zusammenspiel von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Sexualität, Recht und Gesellschaft auseinander.
Tätigkeitsbericht 2016Der Tätigkeitsbericht 2016 der Bundestiftung Magnus Hirschfeld steht ab sofort auf der Webseite zum Download bereit. Einen gedruckten Tätigkeitsbericht gibt es nur noch alle zwei Jahre als Jahresbericht. Der nächste erscheint im Sommer 2017 als Jahresbericht 2016/2017. |
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Neuerscheinungen | ||||||
Neue Hirschfeld-BiographieIm Verlag De Gruyter Oldenbourg erscheint im Oktober eine neue Biopraphie von Magnus Hirschfeld, die von der BMH gefördert wurde. Das Buch erzählt von Leben und Werk des jüdischen, sozialdemokratischen und schwulen Arztes (1868-1935), der am Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin die weltweit erste Emanzipationsbewegung der Homosexuellen initiierte, nach dem Weltkrieg 1919 das erste Institut für Sexualwissenschaft eröffnete und mit seinem schriftstellerischen Ouvre ein maßgeblicher Pionier der Sexologie gewesen ist. Das Buch auf der Webseite des Verlags Interview-Band zu TransidentitätenIm Rahmen der Reihe „Münchner Ethnographische Schriften“ ist im Juni im Herbert Utz Verlag das Buch „Ich wollte halt ein Junge sein. Über den Umgang transidenter Personen mit Geschlechtlichkeit und die soziale Konstruktion der Transidentität“ von Leonie Weiß erschienen. Wie gehen transidente Personen mit Geschlechtlichkeit um? Wie handeln sie ihre Geschlechtsidentität aus und wie positionieren sie sich zum binären Geschlechtersystem? Mithilfe ausführlicher ethnographischer Interviews werden in diesem Buch die vielfältigen Möglichkeiten geschlechtlichen Empfindens und die große Bandbreite geschlechtlicher Identifikation aufgezeigt. Neben einer kurzen geschichtlichen Einordnung der Transidentität sowie der Darstellung ihrer institutionellen Rahmenbedingungen bietet die Arbeit eine Einführung in die kultur- und sozialwissenschaftliche Geschlechterforschung und hinterfragt dabei die Praktiken der alltäglichen Produktion von Geschlecht. Das Buch auf der Webseite des Verlags Entgegnungen auf anti-emanzipatorische VorwürfeDas Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung haben im Juli eine kostenfreie Broschüre mit dem Titel „‚Gender_raus!‘ – 12 Richtigstellungen zu Antifeminismus und Gender-Kritik“ veröffentlicht, die Argumente sammelt gegen aktuelle Angriffe gegen Feminismus, gleichgeschlechtliche Lebensweisen und emanzipative Familien- und Lebensmodelle, gegen Gender Studies und Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitiken. Auf 32 Seiten widmet sich die Broschüre Vorwürfen wie „Die Gender-Ideologie will Kinder in ihrer sexuellen Idendität verunsichern und frühsexualisieren“ und stellt ihnen etwa nüchterne Informationen zu Gender Mainstreaming, Gender Studies und Sexualerziehung entgegen. Die Broschüre bestellen oder als PDF ansehen Studie „Out im Office?!“Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) hat im Juli die von der BMH geförderte Studie „Out im Office?!“ zur Arbeitssituation von LSBT*-Personen veröffentlicht. Die Zahl der lesbischen und schwulen Beschäftigten, die am Arbeitsplatz offen mit ihrer sexuellen Identität umgehen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt: Knapp ein Drittel der Befragten spricht mit allen Kolleginnen und Kollegen offen über dieses Thema. Ein Drittel spricht dagegen mit niemandem oder nur mit wenigen Personen am Arbeitsplatz über die eigene sexuelle Identität. |
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Ausgewählte Termine | ||||||
9. August, Koblenz: Konferenz zu Diversity Managment 11. August, Heidelberg: Erster Dyke*March Rhein-Neckar Ab September, Hannover: Weiterbildung für Fachkräfte Oktober bis Dezember, Berlin: Theaterstück „Das Ende von Eddy“ |
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Fundstücke | ||||||
– In der „if – Zeitschrift für innere Führung“ der Bundeswehr ist in der Ausgabe 3/2017 ein informativer Bericht über den früheren Umgang mit homosexuellen Soldaten erschienen. – Der „Donaukurier“ berichtete im Juli, wie im Arbeitshaus Rebdorf, das von 1857 bis 1958 ein Gefängnis für „Arbeitsscheue, Landstreicher, Diebe und Kleinkriminelle“ war, auch Haftstrafen für Homosexuelle vollzogen wurden. – Das Public-History-Projekt LSBTTIQ in Baden und Württemberg erzählt auf seiner Webseite von einem bemerkenswerten Fund von Akten der Kriminalpolizei Stuttgart im Staatsarchiv Ludwigsburg: In den vier Aktenordnern wurden etwa Dokumente zu „Homosexualität“, „Aktbilder“ oder „Lesbische Liebe“ gesammelt. – Eine Auswahl spannender Berichte bietet immer aktuell auch die Facebook-Seite der Bundesstiftung. |
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Impressum Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) |
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