Inhalt BMH-Newsletter 1/2017:
Fachtag „Familie von morgen“
Bericht Homosexuellenverfolgung in Rheinland-Pfalz
BMH-Förderung durch Bund
Projektförderung 2017
Neue Interviews für „Archiv der anderen Erinnerungen“
Bilanz 3. Hirschfeld-Tage
Hausmitteilungen
BMH in den Medien
Sonstiges

 

Familienpolitik

Fachtag „Familie von morgen – Neue Werte für die Familie(npolitik)“

Die Familie kann man sich nicht aussuchen. Oder doch? Familienleben gibt es heute in vielfältigen Formen. Diese Vielfalt führt aber auch zu Irritationen und Konflikten. Welche Familie ist gemeint, wenn es in Artikel 6 des Grundgesetzes heißt: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung“?

Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld veranstaltet vom 5. bis zum 7. April 2017 in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin, dem Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte und unterstützt von der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband den Fachtag „Familie von morgen. Neue Werte für die Familie(npolitik)“.

Die Tagung bringt historische, sozialwissenschaftliche, theologisch-ethische, juristische, kulturwissenschaftliche und politische Positionen miteinander ins Gespräch. So will sie Orientierungen dafür geben, wie ein gutes Zusammenleben der verschiedenen Familienformen weiterhin gestärkt werden kann, und will die Chancen aufzeigen, die in der Familienvielfalt liegen.

Sie wird finanziert von den genannten Kooperationspartnern sowie gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Der Eintritt inkl. der Pausengetränke und des Mittagessens beträgt 45 Euro. Weitere Informationen sowie das Anmeldformular gibt es auf der Veranstaltungswebseite.

PDF des Programms zum Download

Forschungsbericht

Aufarbeitung der Homosexuellenverfolgung in Rheinland-Pfalz


(Foto: BMH)

Am 23. Januar 2017 wurde in Mainz von Staatssekretärin Dr. Christiane Rohleder in ihrer Funktion als Landesbeauftragte für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität der Forschungsbericht zur Aufarbeitung der Verfolgung homosexueller Menschen in Rheinland-Pfalz vorgestellt. Die Studie entstand aufgrund eines Landtagsbeschlusses aus dem Jahr 2012 und ist gleichermaßen Gedenken, Dokumentation und ein Zeichen der Solidarität mit den verfolgten und ausgegrenzten Menschen.

Das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) hatte die Leitung in Kooperation mit der BMH übernommen. BMH-Vorstand Jörg Litwinschuh machte in seinem Grußwort darauf aufmerksam, dass „nicht nur Opfergeschichte geschrieben werden [soll], sondern die gesellschaftlichen Lebenswelten, -weisen und Ausdrucksformen von LSBTTIQ stärker in den Blickpunkt der Mehrheitsgesellschaft gerückt werden“ sollen. Dies ist in dem Forschungsbericht durch die Dokumentation der Ergebnisse einer teilweise sehr aufwändigen und schwierigen Aktenfindung, -sichtung und -auswertung durch die beiden beteiligten Forschenden Dr. Kirsten Plötz und Dr. Günter Grau eindrücklich gelungen. Die BMH dankt beiden Wissenschaftler_innen für ihre herausragende Arbeit.

Die Lang- und Kurzfassung der Studie zum kostenlosen Download

500.000 Euro für 2017

BMH erhält erstmals institutionelle Förderung durch den Bund

Am 27. Oktober 2016 konnte die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld auf fünf Jahre intensive Bildungs- und Forschungsarbeit zurückblicken. Nur kurz nach unserem Geburtstag hat der Deutsche Bundestag im Rahmen der Haushaltsberatungen die finanzielle Grundlage der Arbeit unserer Stiftung wesentlich verbessert:

Ab 2017 wird die BMH eine institutionelle Förderung aus dem Haushalt des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz in Höhe von jährlich 500.000 Euro erhalten. Die Förderung steht im Zusammenhang mit der geplanten Rehabilitierung der nach dem damaligen § 175 StGB Verurteilten.

Zuwendungen für externe Projekte

Wir fördern wieder!

Dank der institutionellen Förderung aus dem Bundeshaushalt hat die BMH ihre eigene Fördertätigkeit wieder aufnehmen können. Die Einreichungsfristen in diesem Jahr sind der 15. April 2017 (Poststempel) und der 15. Oktober 2017 (Poststempel). Für 2017 stehen 160.000 Euro für Förderprojekte zur Verfügung.

Radierung
Radierung aus der geförderen Ausstellung „Homosexuellenverolgung in Hamburg 1919-1969“ (Foto: Rüdiger Trautsch)

Bitte laden Sie sich das Antragsformular auf unserer Förderseite herunter und lesen Sie sich die Informationen aufmerksam durch – insbesondere auch die unter den Links abrufbaren, wichtigen Zusatzinformationen! Mit den Förderbescheiden ist (bei Antragseinreichung bis zum 15. April 2017) frühestens ab dem 20. Juni 2017 zu rechnen. Die zu fördernde Maßnahme darf bis dahin nicht begonnen werden.

Video-Projekt

Neue Interviews für das „Archiv der anderen Erinnerungen“

Im vergangenen Jahr konnten wir elf neue Interviews mit Zeitzeug_innen durchführen. Fünf davon sind aus dem Forschungsprojekt in Baden-Württemberg hervorgegangen. Außerdem konnten wir durch vier von der Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung geförderte Interviews unseren Schwerpunkt „Lebensgeschichten von lesbischen Frauen aus Berlin“ weiter ausbauen. Eine umfangreiche Handreiche zur Durchführung, Vor- und Nachbereitung der lebensgeschichtlichen Interviews ist fertig gestellt.

2017 sollen weitere zwölf Interviews durchgeführt werden. Die meisten Interviewten stehen bereits fest, jedoch sind wir weiterhin auf der Suche nach Menschen, die bereit sind, ihre Lebensgeschichte vor der Kamera zu erzählen. Wenden Sie sich bei Interesse an Daniel Baranowski, wissenschaftlicher Referent der Stiftung für Kultur, Geschichte und Erinnerung. Zudem soll mit der Erschließung und Verschlagwortung der bereits durchgeführten Interviews begonnen werden.

Bilanz

Über 150 Veranstaltungen bei den 3. Hirschfeld-Tagen

Unter dem Motto „L(i)ebe die Vielfalt“ fanden von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2016 die dritten Hirschfeld-Tage statt. Mit über 150 Veranstaltungen in elf Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren es nach Berlin und NRW die bisher umfangreichsten.

Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld als Veranstalterin kooperierte dabei mit neun regionalen Partnern aus der Community und konnte mit Bundesjustizminister Heiko Maas, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding und Sachsens Gleichstellungsministerin Petra Köpping vier prominente Schirmherren und -frauen aus der Politik gewinnen.

Ramelow & Co.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow umrandet von der Community (Foto: Christian Fischer / Bild13.com)

Auch wenn wir uns ein breiteres Medienecho gewünscht hätten, war die Veranstaltungsreihe ein großer Erfolg. Die Hirschfeld-Tage haben die Vernetzung der LSBTTIQ-Vereine in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gestärkt und auch zu mehr Sichtbarkeit deren Arbeit beigetragen. Erstmals wurden die beteiligten Vereine auch von sächsischen und thüringischen Landesprogrammen gefördert. Auch konnen wir durch eine Spende der VP Bank Stellen schaffen, wenn auch nur Minijobs.

Hausmitteilungen

Neuer Fachbeirat nimmt Arbeit auf

Ramelow & Co.
Der neue Fachbeirat (Foto: BMH / Franziska Kohse)

Unser neuer Fachbeirat, der aus 13 Mitgliedern besteht, tagte erstmals am 11. Februar. Prof. Dr. Michael Schwartz und Lucie Veith wurden zum neuen Vorsitz gewählt. Wir freuen uns auf die (erneute) Zusammenarbeit und gratulieren herzlich.

Stellenausschreibung studentische Hilfskraft

Die BMH sucht zum 1. April 2017 eine studentische Hilfskraft (10 Stunden/Woche) zur Unterstützung des Referats Kultur, Geschichte und Erinnerung. Die vollständige Ausschreibung finden Sie hier.

Programm der Hirschfeld-Akademie 2017

Im Rahmen der Hirschfeld-Akademie kooperieren wir auch in diesem Jahr mit der Akademie Waldschlösschen, deren Jahresprogramm für 2017 jetzt vorliegt.

BMH in den Medien

Voraussichtlich im März beschäftigt sich das Bundeskabinett mit dem Aufhebungsgesetz zum Paragrafen 175. Der Deutschlandfunk sprach unter anderem mit unserem Vorstand Jörg Litwinschuh über die Hintergründe.

Warum die Rehabilitierung der Opfer des Paragrafen 175 gerade in einer Zeit, in der rechte Strömungen Zulauf haben, wichtig ist, erklärte Jörg Litwinschuh in einem Interview mit der jungen Welt.

Mit Justizminister Maas und Bundesstiftungs-Chef Litwinschuh kämpfen zwei Saarländer um die Ehre verurteilter Homosexueller, schrieb die Saarbrücker Zeitung.

Nach Medienanfragen konnten wir mehrfach den Kontakt zu Zeitzeug_innen herstellen, die ihre Lebensgeschichte erzählen. So gab es beispielsweise einen Beitrag zu Heinz Schmitz in den Tagesthemen.

Auch das ZDF-Magazin Mona Lisa interviewte mit Helmut Kress und Klaus Born zwei Opfer des Paragrafen 175.

Einen guten Bericht veröffentlichte auch das Schwäbische Tagblatt unter der Überschrift „Helmut Kress wurde einst in Handschellen aus dem Tübinger Stadtplanungsamt abgeführt“.

Das Magazin Männer würdigte den fünften Geburtstag der Bundesstifung Magnus Hirschfeld.

Unsere Referentin Dr. Carolin Küppers zog im Interview mit queer.de eine Bilanz zu unserem Fachtag „Refugees and Queers“ im Rahmen der Hirschfeld-Tage.

Ein erstes Resümee zu den 3. Hirschfeld-Tagen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist in einem Bericht auf queer.de zu lesen, der das geringe Interesse der Massenmedien in den Vordergrund stellt. Insgesamt sind auf queer.de 28 Artikel zu den Hirschfeld-Tagen 2016 erschienen.

Das Portal lesben.org dokumentierte die Rede von Jörg Litwinschuh anlässlich der Einweihung der Grabstätte von Hilde Radusch als Ehrengrab in Berlin.

Sonstiges

Public-History-Internetportal zu LSBTTIQ in Baden und Württemberg

In Kooperation mit der BMH und dem IfZ hat die Universität Stuttgart am 1. Oktober 2016 das Internet-Portal lsbttiq-bw.de online gestellt. Seine Inhalte, die vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg ermöglicht wurden, basieren auf den Forschungen zu Lebenswelten und Verfolgungsschicksalen von LSBTTIQ in Baden, Württemberg und Hohenzollern. In bislang fünf Videos schildern drei Männer, eine Frau und die Tochter einer Transgender-Person im Alter von 70 bis 92 Jahren in sehr eindrücklicher Form ihre eigenen Lebenswelten.

Das Public-History-Projekt wird durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert.

Zur Webseite

Webseite zur Verfolgung von LSBTTIQ im Südwesten

Seit dem 25. Januar 2017 ist die Webseite der-liebe-wegen.org der Rosa Hilfe Freiburg und der Stuttgarter Weissenburg online und liefert unter anderem Beiträge zur Verfolgung und Ausgrenzung von LSBTTIQ im deutschen Südwesten während des Nationalsozialismus sowie viele weitere Informationen.

Zur Webseite

Gutachten fordern Reform des Transsexuellengesetzes

Bei einem Fachaustausch zu geschlechtlicher Vielfalt im Bundesfamilienministerium wurden im Februar zwei Rechtsgutachten vorgestellt. Um die geschlechtliche Vielfalt und das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen zu schützen, empfehlen beide Gutachten eine Änderung des Rechts.

Mehr als 80 Prozent für „Ehe für alle“

Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland findet, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle in der Bundesrepublik diskriminiert werden, und spricht sich für ihre rechtliche Gleichstellung aus. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) zum Auftakt ihres Themenjahres für sexuelle Vielfalt „Gleiches Recht für jede Liebe“ in Auftrag gegeben wurde.

Neuauflage der Studie „Out im Office?!“

Wie geht es lesbischen, schwulen, bisexuellen und Trans*-Beschäftigten am Arbeitsplatz? Vor zehn Jahren hat eine Untersuchung ihre Arbeitssituationen erstmals beleuchtet. Eine neue Online-Umfrage, die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gefördert wird, soll aufzeigen, was sich geändert hat und was noch getan werden muss.

Neues Fachbuch „Politiken in Bewegung“

In der Edition Waldschlösschen ist das Buch „Politiken in Bewegung. Die Emanzipation Homosexueller im 20. Jahrhundert“ erschienen. Der von Andreas Pretzel und Volker Weiß herausgegebene Titel untersucht, wie sich schwule Interessenpolitik seit der Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees im Jahr 1897 verändert hat.

Gedenktafel für Magnus Hirschfeld

Der Magdeburger Stadrat hat im Dezember einstimmig eine Gedenktafel für Magnus Hirschfeld beschlossen. Sie soll im am 14. Mai am Ulrichshaus in der Magdeburger Innenstadt angebracht werden, um dort an das Wirken des Arztes, Sexualforschers und Mitbegründers der ersten Homosexuellen-Bewegung zu erinnern. Unsere Stiftung beteiligt sich an den Kosten des Projekts.

Impressum

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH)
Mohrenstraße 34
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