Inhalt BMH-Newsletter 1/2022: |
Referat Gesellschaft, Teilhabe & Antidiskriminierung |
Referat Kultur, Geschichte & Erinnerung |
Neue Mitarbeiter_innen |
Queere Nothilfe Ukraine |
Berlin, 5. Mai |
Daniel Baranowski Liebe Leser_innen, geplant war es nicht, dass ich Sie an dieser Stelle zum ersten Newsletter der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld im Jahr 2022 begrüße. Doch durch die Absage des im vergangenen September vom Kuratorium gewählten Vorstandes Dr. Gero Bauer wurde eine weitere Wahl nötig, die erst Anfang April erfolgen konnte. Wir freuen uns nun, dass Helmut Metzner als satzungsgemäß gewählter Vorstand zukünftig die BMH leiten wird. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, den außergewöhnlich großen Zusammenhalt aller Kolleg_innen in der Geschäftsstelle herauszustellen. Fernab jeglicher Aufregung arbeiten wir in allen Bereichen – von der Verwaltung über die wissenschaftlichen Projekte bis zur Projektförderung und der Öffentlichkeitsarbeit – transparent und kollegial zusammen. Es ist ermutigend zu sehen, dass und wie wir uns gegenseitig aushelfen und (im Übrigen trotz der fortbestehenden Herausforderungen durch die Corona-Pandemie) diese Zeit somit auch als Chance für die künftige Zusammenarbeit nutzen. Ich werde oft gefragt, wie wir diese Belastung im Moment bewältigen, und antworte darauf stets, dass wir zwar sehr wohl merken, dass wir eine Person weniger sind, uns aber darauf sehr gut eingestellt haben und offen kommunizieren, was wir im Moment leisten können – und was nicht. Selbstverständlich bleiben einige Projekte (zum Beispiel in meinem eigentlichen Referat) liegen. Aber wir nutzen die Zeit auch, um neue Strukturen zu schaffen, Arbeitsabläufe zu optimieren, zu realistischen Einschätzungen unserer Möglichkeiten zu kommen und ein nachhaltiges Qualitätsmanagement zu etablieren. Deswegen möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich allen Kolleg_innen in der Geschäftsstelle für ihr Engagement, ihre Offenheit, ihre konstruktive Kritik und ihren Zuspruch danken. Wir freuen uns, dass der Bundesminister der Justiz, Dr. Marco Buschmann, der Tradition aller Amtsvorgänger_innen gefolgt ist und das Amt des Kuratoriumsvorsitzenden übernommen hat und sehen der Zusammenarbeit bei wichtigen queerpolitischen Vorhaben der Ampelregierung positiv gespannt entgegen. Bedingt durch personelle Veränderungen nach der Bundestagswahl und da die Wahl der Kuratoriumsmitglieder aus den Fraktionen des Deutschen Bundestags noch nicht stattgefunden hat, ist das Gremium zurzeit nicht vollständig besetzt. Wir begrüßen jedoch bereits als neue Vertreterinnen des LesbenRinges im Kuratorium Stephanie Kuhnen (ordentliches Mitglied) und Hedy Gerstung (Stellvertreterin) sowie als Vertreterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Dr. Annette Steinich. Außerdem haben wir in der Stiftung im März und April zwei neue studentische Hilfskräfte bekommen: Noah Triller und Emilia Stemmler unterstützen jetzt das Referat Medienarbeit und Veranstaltungsmanagement. Ihre Vorgängerinnen Pia Kratochwila und Karoline Barner haben uns zum Vertragsende leider verlassen. Beiden gilt mein Dank für ihre hervorragende Arbeit. Zudem freue ich mich an dieser Stelle mitteilen zu können, dass Dr. Matti Seithe ab Mitte Mai bis Jahresende mit einer weiteren halben Stelle im Referat Gesellschaft, Teilhabe und Anti-Diskriminierung arbeiten wird. Dort wird Matti Seithe insbesondere Projekte zu Refugees & Queers sowie zu sogenannten Konversionsmaßnahmen leiten. Unsere wissenschaftliche Referentin Dr. Gesa Teichert arbeitet in diesem Jahr insbesondere zum Projekt „Fußball für Vielfalt“. Und genau davon möchten wir Ihnen unter anderem in diesem Newsletter berichten: So haben wir Mitte April zwei spannende Aufrufe im Rahmen des Projekts „Fußball für Vielfalt“ veröffentlicht: Zum einen wollen wir eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme im Rahmen eines Sammelbands herausgeben. Hier läuft gerade ein Call for Papers. Zum anderen wollen wir im selben Projekt vier Hochschulen mit bis zu 12.000 Euro für Fachkonferenzen im Themenspektrum Fußball für Vielfalt fördern (Call for Participation). Auch aus meinem Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung gibt es Neues zu berichten: Am 1. Mai 2022 wurde ein festes Zeichen des Gedenkens an alle lesbischen Frauen, die in Ravensbrück gelitten haben und ermordet wurden, installiert. Der Gedenkkugel-Initiative, aber auch den Unterstützer_innen von LSVD und LesbenRing möchte ich an dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Dank aussprechen. Ebenso sei erwähnt, dass auf Grundlage des Gutachtens von Prof. Dr. Martin Lücke das Gedenkzeichen ermöglicht wurde. Einen darauf basierenden Fachaufsatz Lückes gibt es jetzt zum Download auf unserer Website. Zum Kompilationsfilm „Zwischen Lebensglück und Repression“ aus NRW wird es am Freitag, 10. Juni 2022 eine Live-Online-Talkrunde mit den Interviewten des Films geben. Außerdem berichten wir über die Monografie von Rainer Herrn zum Institut für Sexualwissenschaft (1919-1933), die in Kürze im Suhrkamp Verlag erscheint. Liebe Leser_innen, auch wir sind seit Beginn des durch die russische Regierung geführten Angriffskrieges gegen die Ukraine in großer Sorge. Wir lesen die Nachrichten aus dem Land mit Bestürzung und auch einer gewissen Hilflosigkeit. Um im Speziellen queeren Personen, die von den Kriegsfolgen unmittelbar betroffen sind, zu helfen, sind wir Teil des Bündnisses „Queere Nothilfe Ukraine“, welches auch Spenden sammelt. Weitere Informationen finden Sie in diesem Newsletter. Ich grüße Sie in der Hoffnung auf eine friedvollere Zeit. Ihr |
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Referat Gesellschaft, Teilhabe & Antidiskriminierung | ||
„They want to kill your inner queer“ – Erfolgreiche Online-Vortragsreihe zu KonversionsmaßnahmenDas Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg und das Institut für Religionswissenschaft der Uni Heidelberg haben mit Unterstützung ihrer Kooperationspartner_innen Mosaik Deutschland e.V., Queere Bildung e.V. sowie der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld sechs internationale Online-Vorträge zu Konversionsmaßnahmen organisiert. Diese fanden inklusive einer abschließenden Podiumsdiskussion im Zeitraum Dezember 2021 bis Februar 2022 online statt. Die öffentlichen Vorträge boten unterschiedliche thematische Zugänge zum besseren Verständnis von Konversionsmaßnahmen und beschäftigten sich mit Strukturen und Verflechtungen auf nationaler und internationaler Ebene. Darüber hinaus präsentierten die Vortragenden Good-Practice-Beispiele zur Gegenwehr aus den USA, Kenia, Kanada sowie Australien: Es wurden dabei unter anderem Überlebendennetzwerke, Forschungsprojekte sowie Bildungsmaßnahmen vorgestellt, die gesamtgesellschaftlich wirken. Eine Übersicht über die Themen der einzelnen Veranstaltungen finden sie hier. Wenn Stadien in den Farben des Regenbogens leuchten oder dunkel bleiben – Fußball für VielfaltDank einer 100.000-Euro-Spende von booking.com kann die BMH in diesem Jahr einen Schwerpunkt im Bereich „Fußball für Vielfalt“ setzen. Mit wissenschaftlichen Tagungen, Workshops, einer Befragung, Veröffentlichungen und einem Symposium zum Auftakt der Fußball-WM der Männer werden wichtige Fragen zu Queerfeindlichkeit, Diskriminierung und Hass, aber auch zu Empowerment, queerfreundlicher Fankultur und Partizipation im Fußball bearbeitet werden. Mitte April sind dazu bereits zwei Calls bzw. Aufrufe erschienen: 1.) Call for Papers: Mit unserem geplanten Sammelband zu „Fußball für Vielfalt“, der eine wissenschaftliche Bestandaufnahme darstellen wird, wollen wir sichtbar machen, welchen konkreten Themenfeldern und Fragestellungen sich Forscher*innen aktuell widmen. Dafür können Sie sich jetzt mit Ihrer Beitragsidee in Form eines einseitigen Exposees bis zum 11. Juli 2022 per Mail an gesa.teichert@mh-stiftung.de bzw. per Post an uns bewerben. Alle Hintergründe zu diesem Call for Papers, Fristen und Kontaktadressen finden Sie hier. 2.) Call for Participation: Wir vergeben an bis zu vier deutsche Hochschulen jeweils bis zu 12.000 Euro zur Gestaltung und Umsetzung einer Fachtagung rund um das Thema „Fußball für Vielfalt“. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit einer Tagungskonzeption und einem Finanzierungsplan bis Montag, 13. Juni 2022 per Mail an gesa.teichert@mh-stiftung.de bzw. per Post an uns. Alle Infos zum Call for Participation finden Sie hier. Wir freuen uns auf ein spannendes und erkenntnisreiches Jahr 2022 rund um den Fußball. |
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Referat Kultur, Geschichte & Erinnerung | ||
Zeichen des Gedenkens an die lesbischen Häftlinge auf Gelände des ehemaligen KZ Ravensbrück installiertAm 1. Mai 2022 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück ein dauerhaftes Gedenkzeichen zur Erinnerung an die lesbischen Häftlinge installiert. Die Initiative „Autonome feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich“ wurde in den vergangenen Jahren bei ihren Bemühungen maßgeblich von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH), dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland und dem LesbenRing e.V. unterstützt. Unser Vorstand, Daniel Baranowski, sagt dazu: „Endlich gibt es ein sichtbares Zeichen des Gedenkens an alle lesbischen Frauen, die in Ravensbrück gelitten haben und ermordet wurden. Die Einrichtung des Gedenkzeichens ist ein besonderer und lange überfälliger Moment.“ Im Herbst soll die Tafel durch eine neue Gedenkkugel am selben Ort ersetzt werden. Download: „Die Verfolgung lesbischer Frauen im Nationalsozialismus“ – Fachaufsatz von Martin LückeGrundlage für die Entscheidung, ein dauerhaftes Gedenkzeichen für die lesbischen Häftlinge in Ravensbrück zu installieren, war ein Gutachten von Prof. Dr. Martin Lücke von der Freien Universität Berlin. Dieses Gutachten war von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und der BMH beauftragt worden. Auf Basis dieses Gutachtens hat Prof. Lücke nun einen Aufsatz in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (Metropol Verlag) veröffentlicht. Der Aufsatz befasst sich mit den Ausgrenzungs-, Diskriminierungs- und Verfolgungsmechanismen, denen lesbische Frauen während des Nationalsozialismus ausgesetzt waren sowie mit lesbischer Sichtbarkeit in der Forschung. Den Fachaufsatz Lückes können Sie jetzt auf unserer Website downloaden – mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Monografie zu Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft erscheint im Sommer 2022Ende Juni 2022 wird die große Monografie von Rainer Herrn „Der Liebe und dem Leid. Das Institut für Sexualwissenschaft 1919-1933“ im Suhrkamp Verlag erscheinen. Kaum zu glauben, dass dies die erste ausführliche Übersichtsdarstellung dieser für das Ansehen der Weimarer Republik so bedeutsamen Institution ist. Die BMH hat den Druck des Buches finanziell unterstützt und war an den inhaltlichen Planungen beteiligt. Kurz nach Erscheinen werden wir gemeinsam mit dem Verlag das Buch der Öffentlichkeit vorstellen. Mehr dazu in Kürze auf unserer Website sowie auf den Social-Media-Kanälen der Stiftung. Das Buch auf der Webseite des Verlags Neuer Dokumentarfilm „Zwischen Lebensglück und Repression“ mit LSBT* aus NRW und Online-Talkrunde im JuniMit dem Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI) haben wir bei der Produktion eines Kompilationsfilmes zusammengearbeitet. Basierend auf Interviews des „Archivs der anderen Erinnerungen“ entstand der achtzigminütige Film „Zwischen Lebensglück und Repression. Lesbisch, schwul, bisexuell, trans* in Nordrhein-Westfalen“, der auf der Webseite queer-in-nrw-history.de kostenfrei angesehen werden kann. Der Film wurde im Auftrag des MKFFI von Marcus Velke-Schmidt und Benjamin Bayer konzipiert und produziert, die beide auch für das Videoarchiv der BMH arbeiten. Am Freitag, 10. Juni 2022 ab 19 Uhr können Sie die Protagonist_innen des Films außerdem in einer Online-Talkrunde live via Zoom erleben. Marcus Velke-Schmidt wird durch das Gespräch führen, für das Sie sich bereits anmelden können. 125. Gründungsjubiläum des Wissenschaftlich-humanitären KomiteesIn diesem Jahr jährt sich die Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) zum 125. Mal. Ein Ereignis, das wir ebenfalls würdigen wollen, war es doch das von Magnus Hirschfeld 1897 mitgegründete WhK, das erstmals die Aufhebung des Strafrechtsparagraphen 175 forderte. Hierzu laufen bereits Gespräche mit Kooperationspartner_innen. Eine Veranstaltung ist für den Herbst geplant. Aktuelles aus dem „Archiv der anderen Erinnerungen“Vereinzelt führen wir bereits weitere Interviews für das „Archiv der anderen Erinnerungen“ durch, werden jedoch vorbehaltlich der entsprechenden Mittelzuweisungen vor allem im zweiten Halbjahr wieder Lebensgeschichten dokumentieren können. Den im vergangenen Jahr erstmals etablierten Schwerpunkt von trans* Lebensgeschichten wollen wir weiter ausbauen. Wir möchten deshalb bereits jetzt Interessierte trans* Personen, die in Berlin leben und spätestens Anfang der 1960er Jahre geboren sind, darauf hinweisen, dass wir uns über eine Kontaktaufnahme sehr freuen. Denn wir sind sehr daran interessiert, ihre Geschichten für das Archiv zu dokumentieren. Mehr zum Archiv der anderen Erinnerungen inkl. unserer Kontaktdaten auf der Archiv-Webseite. |
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Neue Mitarbeiter_innen | ||
Noah TrillerNoah Triller unterstützt die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld seit März 2022 als studentische Hilfskraft im Referat Medienarbeit und Veranstaltungsmanagement und hier insbesondere den Bereich Social Media und Pressearbeit. Er studiert Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin und hat zuvor in Projekten zu queerer Bildung und im Feld der politischen Kommunikation gearbeitet. Emilia StemmlerEmilia Stemmler ist 22 Jahre alt. Sie studiert gerade Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sowie Politikwissenschaft an der FU Berlin. „Ich freue mich sehr darüber, seit Anfang April das Referat Medienarbeit und Veranstaltungsmanagement als studentische Hilfskraft im Bereich Veranstaltungsmanagement unterstützen zu dürfen.“ |
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Aktuell | ||
BMH unterstützt Bündnis Queere Nothilfe UkraineUns alle erschüttert der offene Angriffskrieg auf die Ukraine seit dem 24. Februar 2022. Bereits in den ersten Tagen Ende Februar hat sich das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine gegründet. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gehört zu den Erstunterzeichnenden der Petition „Deutschland: Schutz für LSBTIQ* aus der Ukraine!“. Die Petition mit den zentralen Forderungen für einen effektiven Schutz geflüchteter queerer Personen kann online unterzeichnet werden. Außerdem sucht das Bündnis in Zusammenarbeit mit quarteera e.V. sichere Unterkünfte für geflüchtete LSBTIQ* aus der Ukraine. Dritte wichtige Säule der Bündnisarbeit ist das Sammeln von Spenden. Diese kommen sowohl LSBTIQ* in der Ukraine als auch denjenigen zugute, die auf der Flucht sind oder bereits in Deutschland angekommen sind. Öffnen wir also alle weiterhin unsere Herzen und seien wir aktiv solidarisch! Alle Kontakte, wie Sie geflüchtete LSBTIQ* unterstützen können, finden Sie auch auf der Website des Bündnisses Queere Nothilfe Ukraine. |
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