Inhalt BMH-Newsletter 2/2020:
Termine
Veröffentlichungen
Aus der Stiftung
Empfehlungen

 


Jörg Litwinschuh
Foto: Sabine Hauf

Liebe Leser_innen,

in unserem neuesten Newsletter berichten wir Ihnen über aktuelle Projekte aus unseren drei Referaten und geben ausgewählte Buch-Empfehlungen.

Unser wissenschaftliches Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung sucht lesbische Frauen aus Berlin und Umgebung für das Archiv der anderen Erinnerungen. Außerdem erscheint in diesem Jahr der 14. Band der stiftungseigenen Vortrags- und Schriftenreihe Hirschfeld Lectures: Veröffentlicht wird der Vortrag der Historikerin Anna Hájková „Menschen ohne Geschichte sind Staub. Homophobie und Holocaust.“ Außerdem blicken wir in diesem Newsletter auf unsere Sonderausgabe „Liebe und Gerechtigkeit“, die wir in Erinnerung an den 150. Geburtstag von Magnus Hirschfeld herausgeben.

Unser wissenschaftliches Referat Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung kündigt seine Online-Workshopreihe an, die sich gezielt an LSBTTIQ-Geflüchtete richtet. Außerdem berichten wir vom neuen Policy Paper des Netzwerks Queer European Asylum, dessen Mitglied unsere Stiftung ist. Empfehlen möchte ich Ihnen auch die Broschüre zur Diskriminierung lesbischer Frauen in der Arbeitswelt, die wir im Herbst 2020 mit unseren Partner_innen – wie z.B. den Wirtschaftsweibern, dem bundesweiten Netzwerk für lesbische und erfolgreiche Frauen – veröffentlichen werden. Die Broschüre basiert auf den Ergebnissen der von uns geförderten Studie „Lesbische Frauen in der Arbeitswelt – The L-Word in Business“ der Frankfurt University of Applied Science.

Aus unserem Referat Medienarbeit und Veranstaltungsmanagement stellen wir die im Dezember geplante Online-Podiumsdiskussion zur Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojekts „Juristische Diskriminierung lesbischer Frauen. Der Entzug des Sorgerechts beziehungsweise der elterlichen Gewalt in Rheinland-Pfalz“ vor. Diese Veranstaltung wird über die Facebook-Seite unserer Stiftung übertragen. Außerdem berichten wir von unserer Social-Media-Arbeit der vergangenen Monate.

Last but not least werfen wir wieder einen Blick über den Tellerrand unserer eigenen Bildungs- und Forschungsarbeit hinaus und stellen zwei herausragende Publikationen vor: Niki Trauthweins Buch über den Hamburger Trans*-Aktivisten Gert-Christian Südel sowie die Festschrift zum Abschied der langjährigen Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück Insa Eschebach, die auch Mitglied des Fachbeirats unserer Stiftung ist. Außerdem legen wir Ihnen die Spendenkampagne einer wichtigen lesbischen Institution aus Berlin ans Herz: Die BEGiNE – Treffpunkt und Kultur für Frauen – steht hier beispielhaft für viele queere Organisationen in Deutschland, die durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht sind. Bitte helfen Sie mit.

Wissen schafft Akzeptanz. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre.


Jörg Litwinschuh-Barthel
Geschäftsführender Vorstand

Termine

Neue Online-Workshop-Reihe für LSBTTIQ-Geflüchtete im Oktober

Die neue Reihe „Get involved! Political Participation and Empowerment for LGBTIQ+ Refugees and Asylum Seekers“ wird am Freitag, den 16. Oktober, und den beiden folgenden Freitagen jeweils von 16 bis 19 Uhr stattfinden. Die Online-Workshopreihe für LSBTTIQ-Geflüchtete widmet sich unter anderem folgenden Fragen: Wie laufen politische Prozesse in Deutschland ab und wie kann ich mich einbringen? Wie kann ich meine Forderungen öffentlich machen und wie finde ich Verbündete?

Die Workshopsprache ist Englisch. Je nach Bedarf wird in verschiedene Sprachen übersetzt. Informationen zur Anmeldung und zum Programm gibt es ab Ende August unter mh-stiftung.de/refugees-queers.


Online-Podiumsdiskussion zur Veröffentlichung der Studienergebnisse zur Diskriminierung von Müttern in lesbischen Beziehungen am 2. Dezember

Im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz sowie unter der Projektleitung des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und der BMH hat Dr. Kirsten Plötz über mehrere Jahre zum Sorgerechtsentzug bei Müttern in lesbischen Beziehungen geforscht.

Forschungsfragen sind dabei unter anderem: Wann begann der Entzug der Kinder von Müttern mit lesbischen Beziehungen als übliche juristische Praxis? Welchen Einfluss hatten Veränderungen im Ehe- und Familienrecht? Wie wirkte sich diese Lage auf Mütter mit lesbischen Beziehungen aus?

Ende des Jahres wird nun die Studie „Juristische Diskriminierung lesbischer Frauen. Der Entzug des Sorgerechts beziehungsweise der elterlichen Gewalt in Rheinland-Pfalz“ publiziert. Dazu wird es gemeinsam mit unseren Partner_innen eine Pressekonferenz sowie eine Online-Podiumsdiskussion geben. Die Podiumsdiskussion können Sie am 2. Dezember 2020 voraussichtlich ab 16 Uhr über die Facebook-Seite der BMH verfolgen. Informationen zum Projekt finden Sie auch auf der Webseite sorgerecht-lesbischer-muetter.de.


Stiftungs-Jubiläum 2021

Im kommenden Jahr wird die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld 10 Jahre jung. Eine spannende Zeit, in der vieles erreicht wurde. Einen Blick zurück werfen, aber ebenso nach vorne auf kommende Aufgaben schauen – das wollen wir im Jubiläumsjahr 2021 machen.

Aktuell stecken wir dazu in intensiven Planungen. Unter anderem ist ein Festakt im Juni 2021 geplant. Wir freuen uns, wenn wir Sie bereits im nächsten Newsletter über konkretere Planungen informieren können.

Veröffentlichungen

Band zu 14. Hirschfeld Lecture erscheint Ende des Jahres

Voraussichtlich Ende des Jahres erscheint im Wallstein-Verlag die 14. Ausgabe unserer Vortrags- und Schriftenreihe Hirschfeld Lectures: „Menschen ohne Geschichte sind Staub. Homophobie und Holocaust“ von Dr. Anna Hájková.

Im Rahmen der Lecture unter dem Titel „Homophobie in der Lagergesellschaft“ hatte Hájková, Associate Professor of Modern European Continental History an der Universität Warwick, am 9. Dezember 2019 in der Aula der Universität Rostock über „Holocaust, queeres Verlangen und Kontinuitäten der Ausgrenzung“ gesprochen und neue Ergebnisse ihrer Forschungen präsentiert. Die Veranstaltung haben wir gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden Mecklenburg-Vorpommern und der AG Gender und Queer Studien der Universität Rostock ausgerichtet. Die BMH-Webseite bietet eine kurze Zusammenfassung der Lecture.


Sammelband „Liebe und Gerechtigkeit“ vor Veröffentlichung

Nach unseren Veranstaltungen zum 150. Geburtstag von Magnus Hirschfeld im Jahr 2018 erscheint als Sonderausgabe der Hirschfeld Lectures noch in diesem Jahr der Sammelband „Liebe und Gerechtigkeit. Zum 150. Geburtstag von Magnus Hirschfeld“. Der Band enthält unter anderem den Vortrag von Prof. Dr. Dagmar Herzog anlässlich der Festveranstaltung im Haus der Kulturen der Welt.

Außerdem wartet der Band unter anderem mit Texten von Dr. Katarina Barley, Dr. Klaus Lederer und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf. Das Buch enthält zudem einen umfangreichen Abbildungsteil und viele kurze Statements von Personen des öffentlichen Lebens zur Frage „Was bedeutet Ihnen Magnus Hirschfeld heute?“


Neue Broschüre zur Diskriminierung lesbischer Frauen in der Arbeitswelt ab Herbst 2020

Lesbische Frauen machen spezifische Erfahrungen im Berufsleben. Anders als heterosexuelle Frauen können sie mit Homofeindlichkeit konfrontiert werden, anders als homosexuelle Männer wiederum sind sie Sexismus ausgesetzt. Doch die meisten Studien untersuchen entweder die Karrierechancen von Frauen oder diejenigen von homosexuellen Menschen.

Die von der BMH geförderte Studie „Lesbische Frauen in der Arbeitswelt – The L-Word in Business“ will dieses Desiderat schließen. Die Studie der Frankfurt University of Applied Sciences beleuchtet die spezifische Situation berufstätiger lesbischer Frauen in Deutschland: Werden lesbische Frauen im Vergleich zu heterosexuellen Frauen im Bewerbungsverfahren benachteiligt? Welche Erfahrungen machen sie im Berufsleben, und wie unterscheiden sich diese von denen heterosexueller Frauen?

Die Ergebnisse der Studie werden im Herbst 2020 als Infobroschüre veröffentlicht.


Netzwerk Queer European Asylum veröffentlicht Policy Paper

Am 29. April 2020 hatte das Netzwerk Queer European Asylum ein virtuelles Symposium über die Auswirkungen der Coronapandemie auf LSBTTIQ-Geflüchtete organisiert.

Im Anschluss an das Symposium wurde nun ein Policy Paper veröffentlicht, das den besonderen Schutzbedarf von LSBTTIQ Geflüchteten aufzeigt und Handlungsempfehlungen formuliert. Zentrale Schritte sind die Verbesserung der Wohnsituation, der Zugang zu ärztlicher Versorgung und psychologischer Betreuung sowie die Stärkung von Beratungsstrukturen.


Screenshot des Symposiums. Ein kurzes Youtube-Video fasst die Kernaussagen zusammen.

Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ist Mitglied in dem 2020 gegründeten Netzwerk, das zum Ziel hat, auf die spezifische Situation von LSBTTIQ mit Fluchthintergrund aufmerksam zu machen.

Aus der Stiftung

Archiv der anderen Erinnerungen sucht lesbische Frauen aus Berlin und Umgebung

Wir suchen für unser Videoprojekt weiterhin insbesondere lesbische Frauen aus Berlin und Umgebung, die bereit sind, ihre Lebensgeschichten vor der Kamera zu erzählen. Melden Sie sich vertrauensvoll unter videoarchiv@mh-stiftung.de oder daniel.baranowski@mh-stiftung.de.

Erstmals sind nun drei Interviews im Rahmen einer Kooperation mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in einer Datenbank umfassend erschlossen worden. Die (nicht-öffentlichen) Ergebnisse dienen als Grundlage für die künftige Ausrichtung des Projektes.

In diesem Jahr konnten bislang auf Grund der Coronavirus-Pandemie noch keine neuen Videointerviews durchgeführt werden.


Lebensgeschichtliche Interviews mit Tübinger_innen

Im Rahmen des Forschungsprojektes des Stadtarchivs Tübingen „Queer durch Tübingen – LSBTTIQ in Tübingen vom Mittelalter bis heute“ führen wir voraussichtlich in diesem und dem nächsten Jahr lebensgeschichtliche Interviews mit Tübinger_innen durch. Die BMH ist Kooperationspartnerin des Projekts. Hierbei sollen Quellen zu Repressionen und Verfolgung, zu Freundschaften, Beziehungsmodellen und der Schaffung eigener Lebenswelten sowie zum Kampf um gleiche Rechte und um Teilhabe von LSBTTIQ zutage gefördert werden.


Social-Media-Arbeit in Zeiten von Corona

Die Coronavirus-Pandemie sorgte auch auf den Social-Media-Kanälen der Stiftung für Änderungen. Anstatt über wissenschaftliche Präsenzveranstaltungen der BMH zu berichten, konnten wir z.B. über das Teilen von Livestreams der Online-Symposien wie „Covid19 and Queer Asylum“ oder der „SOGICA Conference“ ein zusätzliches Publikum erreichen.

Darüber hinaus haben wir bereits früher von uns geförderte externe Projekte wie z.B. den Dokumentarfilm „Uferfrauen“ von Barbara Wallbraun auf unseren Social Media Kanäle online unterstützt.


Beispieleintrag aus dem BMH-Kanal bei Instagram

Außerdem war unser geschäftsführender Vorstand in den vergangenen Monaten nicht nur in klassischen Medienkanäle präsent (z.B. im ARD-Fernsehen anlässlich des Beschlusses zum Verbot von Konversionstherapien), sondern auch in Online-Formaten wie z.B. im Interview mit „SPDqueer“ live auf Instagram oder beim Live-Event „#wirfürqueer“ der Deutschen Aidshilfe.

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Empfehlungen

Buchempfehlung: Niki Trauthwein – „Peter Pan in Hamburg“

Niki Trauthweins „Peter Pan in Hamburg“, die Biografie des Transaktivisten Gert-Christian Südel (1951 – 2014), bietet einen aufregend neuen Einblick in die Geschichte der Transsexualität in Deutschland, Europa und der Welt. In Südels Lebensgeschichte tauchen eine Reihe faszinierender Persönlichkeiten auf.

Niki Trauthweins Biografie von Südel erscheint zu einer Zeit, in der die Geschichte transsexueller Menschen erneut Interesse weckt. Mehr Infos bietet die Webseite des Verlags.


Festschrift zum Abschied von Insa Eschebach erschienen

Zum Abschied der langjährigen Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Insa Eschebach, ist jetzt im Metropol Verlag die Festschrift „Ravensbrück denken. Gedenk- und Erinnerungskultur im Spannungsfeld von Gegenwart und Zukunft“ erschienen. Die von Petra Fank und Sabine Arend herausgegebene Festschrift umfasst auf 376 Seiten Beiträge von Weggefährt_innen Eschebachs.

Eine tolle Würdigung der Arbeit Insa Eschebachs und ebenso eine spannende Lektüre. Mehr Infos bietet die Webseite des Verlags.


BEGiNE-Café aus Berlin braucht weiter Spenden!

Viele queere Initiativen sind durch die Coronavirus-Pandemie in ihrer Existenz bedroht. So z.B. auch das Lesben- und Frauencafé von Begine Kultur aus Berlin. Eine erste Spendenaktion hat das Überleben des Café-Projekts in Lesben-/Frauenhand, einer wichtigen Berliner Institution, zumindest bis Ende September gesichert. Aber auch danach bleibt die Situation schwierig. Deshalb bittet des BEGiNE-Café weiter um Spenden, um diesen diskriminierungsfreien SafeSpace für Frauen/Lesben erhalten zu können.

Alle Informationen gibt es auf www.begine.de. Viele weitere queere Hilfsaktionen und Spendensammlungen finden Sie unter anderem in einer Übersicht auf queer.de.

Impressum

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