Inhalt BMH-Newsletter 1/2019:
Rückblick „Lesbische Lebenswelten in Berlin“
Neuigkeiten aus der Stiftung
Neue Veröffentlichungen

 


Jörg Litwinschuh
Foto: Marko Bußmann

Liebe Leser_innen,

ein aufregendes Jubiläumsjahr „150. Geburtstag von Dr. Magnus Hirschfeld“ liegt hinter uns – und es wird noch lange nachwirken. Aktuell arbeiten wir beispielsweise an einer umfangreichen, bebilderten Dokumentation über unseren historischen Festakt am 15. Mai 2018 und die weiteren Veranstaltungen zu Ehren Magnus Hirschfelds, die im Wallstein-Verlag erscheinen wird.

Und schon blicken wir auf das nächste Jubiläum: Im Juli jährt sich die Gründung des Instituts für Sexualwissenschaft (1919-1933) zum 100. Mal, ein halbes Jahr zuvor hatte Hirschfeld auch seine eigene Stiftung gegründet. Aus diesem Anlass werden wir 2019 ganz besonders auf die Errungenschaften des Instituts aufmerksam machen, das bis heute auf der Welt seinesgleichen sucht. Zum 80. Jahrestag der Zerschlagung des Instituts (6. Mai 1933) hatten wir im Rahmen des Berliner Themenjahres „Zerstörte Vielfalt“ ein Online-Special erstellt.

Unser von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) seit 2016 gefördertes Modellprojekt „Refugees & Queers – LSBTTIQ und Flucht/Migration/Asyl“ hat seit Januar eine neue Leitung: Richard Ernest Badih und sein Team – Konstantin Sherstyuk (Assistenz der Projektleitung) und Mohammad Dalla (studentische Hilfskraft) – werden bis Juni einen Fachtag in Berlin und ein Vernetzungstreffen in Nürnberg organisieren und das Gesamtprojekt evaluieren.
Olga Gamm ist seit März Mini-Jobberin im Sekretariat/Verwaltung und unterstützt hauptsächlich unsere Sachbearbeiterin Christine Welack.

Am 10. März tagte unser inzwischen vollständiges Kuratorium. Es fasst die wesentlichen Beschlüsse der Stiftung. 24 Personen aus Zivilgesellschaft, Deutschem Bundestag und aus Bundesministerien bilden das Stiftungsorgan. Es beschloss in seiner Sitzung beispielsweise auf Basis der Begutachtungen unseres Fachbeirats die Förderung von fünf Projekten im Jahr 2019 (zusätzlich zu den bereits in der vorherigen Kuratoriumssitzung zur Förderung ausgewählten Projekten) mit einem Gesamtfördervolumen von über 80.000 Euro. Erstmals seit Gründung der Stiftung erhält ein einzelnes Forschungsprojekt 45.000 Euro.

Der Förderkreis der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld e.V. hat seit 1. Februar einen neuen Vorstandsvorsitzenden: Bernd Schachtsiek. Er ist Unternehmer, vielfältig ehrenamtlich engagiert und unserer Stiftung sowie dem Verein seit Jahren eng verbunden. Wir danken der scheidenden Vorsitzenden, Bundesjustizministerin a. D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, für ihre langjährige Arbeit als Vorstandsvorsitzende des Vereins. Wir freuen uns, dass sie dem Förderkreis als Vorstand erhalten bleibt. Bernd Schachtsiek wünschen wir viel Erfolg. Wir freuen uns auf vielfältige Kooperationen mit ihm und dem gesamten Verein.

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat uns auf Basis eines Konzeptantrages unserer Stiftung damit beauftragt, eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme über sogenannte „Konversionstherapien“ zu erstellen. Auf unsere Empfehlung hin wurde vom BMG eine Kommission für einen Fachaustausch berufen, die dabei helfen soll, „Vorschläge für ein wirksames Verbot von sogenannten ‚Konversionstherapien‘ zu erarbeiten“, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einer Pressemitteilung. Unsere Stiftung wird zudem zwei Gutachten in Auftrag geben, in denen das geplante Verbot aus verfassungsrechtlicher und medizinisch-psychologischer Sicht wissenschaftlich beurteilt wird. Die Kommission, zu der auch weitere Expert_innen aus dem In- und Ausland geladen werden, tagt zweimal ganztags in Berlin: Am 8. Mai und am 5. Juni. Die Gutachten werden am 11. Juni um 9 Uhr in einer Pressekonferenz im BMG vorgestellt. Der Abschlussbericht unserer Stiftung wird voraussichtlich Ende August veröffentlicht.

Dr. Carolin Küppers, wissenschaftliche Referentin Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung, verlässt Ende April unsere Stiftung. Carolin Küppers hat maßgeblich zur stärkeren Wahrnehmung und Bedeutung unserer Stiftung in Bildung und Forschung beigetragen. Für ihre vierjährige, engagierte Mitarbeit danke ich ihr – auch im Namen des gesamten Teams der Stiftung – sehr.


Jörg Litwinschuh
Geschäftsführender Vorstand

Rückblick

„Ein anderer Blick. Lesbische Lebenswelten in Berlin“

Die BMH richtete im November und Dezember 2018 im Rahmen der Themenjahre „150 Jahre Magnus Hirschfeld“ und „100 Jahre Frauenwahlrecht“ drei Veranstaltungen mit Zeuginnen lesbischer Berlingeschichte aus. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen standen die Gespräche mit Rita Thomas, Christiane von Lengerke und Joanna Czapska, die Berlin aus unterschiedlichen Perspektiven kennengelernt haben.


Roman Klarfeld (FFBIZ), Christiane Härdel (Moderatorin), Rita Thomas, Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley und Dr. Daniel Baranowski (BMH). Foto: BMH / Sabine Hauf

Das Gespräch sollte der letzte öffentliche Auftritt von Rita Thomas sein. Sie verstarb nur wenige Tage nach der Veranstaltung im Alter von 87 Jahren.


Anna-Katharina Burghartz (BMH), Jutta Brambach (RuT), Saideh Saadat-Lendle (LesMigras), Christiane von Lengerke, Dr. Claudia Schoppmann (Moderatorin) und Katja Koblitz (Spinnboden). Foto: BMH / Sabine Hauf

Kooperationspartner_innen der Veranstaltungsreihe waren FFBIZ – Das Feministische Archiv, RuT – Rad und Tat – Offene Initiative lesbischer Frauen e. V., Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek e.V. und der Verein der Freund*innen des Elberskirchen-Hirschfeld-Hauses (E2H) – Queeres Kulturhaus in Berlin e. V. Die Veranstaltungen wurden von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin sowie den Magazinen L.Mag und Siegessäule unterstützt.


Anna-Katharina Burghartz (BMH), Jutta Brambach (RuT), Joanna Czapska, Gudrun Fertig (Moderatorin), Dr. Daniel Baranowski (BMH) und Jörg Litwinschuh (BMH). Foto: BMH / Sabine Hauf

Nachrichten aus der Stiftung

Forschungsprojekt „Juristische Diskriminierung lesbischer Frauen. Der Entzug des Sorgerechts beziehungsweise der elterlichen Gewalt in Rheinland-Pfalz“

Bundesdeutsche Gerichte entzogen Müttern ihre Kinder bis mindestens in die 1980er Jahre – wenn den Gerichten bekannt war, dass die Mütter lesbisch lebten. Im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz und unter der Leitung des Instituts für Zeitgeschichte und der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld forscht Dr. Kirsten Plötz zur Frage des Sorgerechtsentzugs bei lesbischen Müttern. Informationen zum Projekt finden Sie nun auch auf der Projekt-Webseite. Wir sind insbesondere auf der Suche nach Zeuginnen, die ihre Erfahrungen in einem Interview teilen würden.


Projektförderungen

Im Jahr 2018 konnte die BMH 13 Forschungs- und Bildungsvorhaben mit insgesamt 61.106,00 Euro unterstützen. Bis zum 15. April 2019 war es Antragsteller_innen möglich, Projektvorhaben, die 2020 durchgeführt werden, einzureichen. Zum Stichtag lagen der BMH über 40 Anträge vor, die in den kommenden Monaten vom Wissenschaftlichen Beirat begutachtet werden. Projekte, die 2021 durchgeführt werden, können bis 15. April 2020 eingereicht werden.


Stellenausschreibungen

Die BMH sucht zum 1. September 2019 eine_n wissenschaftliche_n Referent_in Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung (TvöD, unbefristete Ganztagsstelle). Die Stelle wird im Zuge eines anonymisierten Bewerbungsverfahrens besetzt. Bewerbungen sind ab sofort bis zum 31. Mai 2019 ausschließlich über das Online-Bewerbungsformular unserer Stiftung möglich, das Sie bei der Stellenausschreibung mit weiteren wichtigen Informationen finden. Bewerbungen auf anderen Wegen – wie zum Beispiel per Post – können nicht berücksichtigt werden. Telefonische Auskünfte werden nicht erteilt.

Außerdem suchen wir zum 1. Juni 2019 eine studentische Hilfskraft im Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung. Bewerbungen sind noch bis zum 5. Mai 2019 möglich. Informationen finden Sie ebenfalls auf unserer Webseite.


Refugees & Queers – Politische Bildungsarbeit an der Schnittstelle LSBBTIQ und Flucht/Migration/Asyl

Das nächste Vernetzungstreffen findet am 25. Mai 2019 in Nürnberg statt und wird sich speziell an russischsprachige LSBTTIQ richten. Ziel des Treffens soll neben der Verbindung der bestehenden Netzwerke auch die Analyse vorhandener Auffangstrukturen und Anlaufstellen für russischsprachige queere Geflüchtete zwecks zukünftiger Strukturstabilisierung und -optimierung sein.

Die diesjährige Fortbildung wird vom 17. bis 19. Mai 2019 zum Thema „Sex, Drugs & Violence – Perspectives and Challenges of Queer Migration“ im Baynatna, The Arabic Library in Berlin stattfinden. Dazu waren wir mit Institutionen wie der Charité, der Fachstelle für Suchtprävention, dem SCHWUZ, dem Gewaltpräventionsprojekt MiMi und anderen Akteur_innen im Gespräch und konnten Referent_innen für die Fortbildung gewinnen.

Im Januar 2019 hat Richard Ernest Badih die Leitung des Projektes übernommen. Seit Februar wird er von Konstantin Sherstyuk und Mohammad Dalla unterstützt.


Richard Ernest Badih

„Als meine Zeit im Mentor*innenprogramm für queere Geflüchtete sich ihrem Ende zuneigte, eröffnete sich mir die Möglichkeit, im Namen der Bundesstiftung und der Bundeszentrale für politische Bildung einen weiteren Beitrag für die Situation queerer Migrant_innen zu leisten. Ich freue mich auf die Zeit und die Samen, die wir säen, in der Hoffnung auf ein besseres Zusammenleben aller und eine optimistischere Zukunft für jene, die sich aus persönlichen oder ideellen Gründen zu einer freien und für alle offenen Gesellschaft hingezogen fühlen.“


Konstantin Sherstyuk

„Seit Februar 2019 bin ich Projektassistent im Team von ‚Refugees & Queers‘ und bin insbesondere Ansprechperson für das Vernetzungstreffen des Projekts im Mai 2019. Des Weiteren bin ich noch im schwulen Antigewalt-Projekt MANEO, dem eigenständigen Projekt von Mann-O-Meter e. V., tätig, wo ich für und mit geflüchteten Menschen arbeite. Außerdem unterstütze ich ehrenamtlich den Verein der russischsprachigen LSBT in Deutschland, Quarteera e. V.“


Mohammad Dalla

„Ich bin seit Februar Teil des Projekts. Mein Schwerpunkt ist die Fortbildungsveranstaltung ‚Sex, Drugs & Violence‘. Ich absolviere meinen Master in Kulturwissenschaften an der Universität Potsdam mit den Schwerpunkten Gender und Flucht. Außerdem bin ich Mentor im Mentor*innenprogramm des MILES (Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule) des LSVD Berlin-Brandenburg.“


Neue Mitarbeiterin in der Verwaltung

Seit März 2019 wird das Sekretariat und die Verwaltung der BMH durch Olga Gamm unterstützt.

„Ich bin gelernte kaufmännische Assistentin mit der Fachrichtung Fremdsprachen. Daneben habe ich zusätzliche Weiterbildungen im Bereich Finanzbuchhaltung abgeschlossen. Ich freue mich, seit März 2019 bei der BMH im Bereich Verwaltung und Sekretariat als Unterstützung zu arbeiten und ein Teil des Teams zu sein.“


Archiv der anderen Erinnerungen

Im Rahmen des Zeitzeug_innen-Projekts „Archiv der anderen Erinnerungen“ stehen bereits drei der vier Frauen fest, die im Rahmen der LADS-Förderung des Berliner Senats interviewt werden können. Die Gespräche werden vor dem Sommer durchgeführt.

Darüber hinaus beginnt das Projekt in den kommenden Wochen dank der Unterstützung durch die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit der systematischen Erschließung der ersten von mittlerweile 46 lebensgeschichtlichen Interviews. Nähere Informationen dazu folgen in einem der nächsten Newsletter.


Elberskirchen-Hirschfeld-Haus

Die BMH unterstützt das Projekt zur Errichtung eines Elberskirchen-Hirschfeld-Hauses (E2H) – Queeres Kulturhaus in Berlin. Das E2H soll ein queerer Leuchtturm in der Hauptstadt der Bundesrepublik werden – ein Platz der LSBTTIQ-Kulturen und all jener, die sich mit ihnen vertraut machen möchten, ein Haus des Wissens und der Neugier mit Vorträgen, Performances, Ausstellungen und wissensarchäologischen Aufbereitungen in den Bibliotheken durch die in ihm beheimateten Archive.

Neben zahlreichen Privatpersonen sind auch die Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität der HU Berlin, der Verein Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek, das FFBIZ – das feministische Archiv, die Bildungsinitiativen Queerformat/KomBi (KBZ), die Initiative Queer Nations und die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Projektpartner_innen des E2H. Weitere Projektalliierte können hinzukommen.

Erste Informationen zum E2H finden sich auf der Webseite e2h.berlin.

Neue Veröffentlichungen

Publikation der 13. Hirschfeld-Lecture: „Being Bi. Bisexualität zwischen Unsichtbarkeit und Chic“

Anfang Mai 2019 erscheint der 13. Band der Hirschfeld-Lectures im Wallstein-Verlag. Er enthält neben einer Einleitung von Frank Thies vom Verein BiNe – Bisexuelles Netzwerk e. V. die beiden im vergangenen Oktober in Nürnberg gehaltenen Vorträge von Prof. Dr. Heinz-Jügen Voß und Dr. des. Kim Ritter, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema Bisexualität befassen.

> Der Band auf der Webseite des Verlags

Am 9. Dezember wird die tschechische Historikerin Dr. Anna Hájková in der Großen Aula der Universität Rostock die 14. Hirschfeld-Lecture zum Thema „Holocaust, queeres Verlangen und Kontinuitäten der Ausgrenzung“ halten.


Publikation von Prof. Dr. Michael Schwartz

Vom Vorsitzenden des Fachbeirates der BMH, Prof. Dr. Michael Schwartz (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin), erscheint im Mai die Studie „Homosexuelle, Seilschaften, Verrat. Ein transnationales Stereotyp im 20. Jahrhundert“. Schwartz beschäftigt sich darin mit der Geschichte des Vorurteils, Homosexuelle tendierten zur Bildung von Netzwerken, die für eine national ausgerichtete Politik gefährlich seien. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Verlags de Gruyter.

> Die Studie auf der Webseite des Verlags

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