Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer | Universität Vechta | 2014„Wir müssen viele Zielgruppen einbinden und – um Nachhaltigkeit zu erreichen – unser Anliegen in den Vereinen verankern.“
Trainingseinheiten mit Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer (Universität Vechta): Wissenschaft unterstützte beim Abbau von Diskriminierung
Um langfristig und nachhaltig zum Thema der Akzeptanz von LSBTIQ* im Sport zu arbeiten und die ablaufenden Phänomene tatsächlich zu verstehen, bedurfte es verlässlicher Zahlen und Fakten. Die Initiative „Fußball für Vielfalt – Fußball gegen Homofeindlichkeit“ fand die notwendige wissenschaftliche Expertise für die Planung, Durchführung und Evaluation des Projekts in der Person von Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer, der sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit der Akzeptanz aller Gruppen im organisierten Sport beschäftigt. Er begleitete die Initiative ab 2013 als wissenschaftlicher Leiter.
Prof. Dr. Martin K. W. SchweerLeiter Challenges – Arbeitsstelle für sportpsychologische Beratung und Betreuung, Uni Vechta
Wissenschaft traf Vereinssport
Prof. Schweer und sein Team entwickelten gemeinsam mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld insbesondere Bildungsmodule für Vereine und Verbände, gerade auch für zentrale Multiplikator_innen und den Nachwuchsbereich. Eine Workshop-Reihe vermittelte zentrale Wissensinhalte und zielte vor allem darauf, die Sensibilisierung für unterschiedliche Facetten und Formen der Diskriminierung zu stärken. Bis Ende 2022 fanden 20 Workshops statt.
Fazit: Es besteht weiter Handlungsbedarf
In einer Bilanz erklärte Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer 2022, dass mit der Forschungsinitiative „Fußball für Vielfalt“ das Themenfeld „Sexismus sowie Homo-, Bi-, Inter- und Trans*feindlichkeit im Fußball“ deutlich mehr Aufmerksamkeit und auch mehr Akzeptanz in der wissenschaftlichen Arbeit gewonnen habe. Zwar lag der ausgewählte Schwerpunkt zunächst auf den Einstellungen zu Homosexualität und der Situation homosexueller Personen, die im Kontext des Sports aktiv sind. Das Projekt befasste sich aber insgesamt mit den Wirklichkeiten aller LSBTIQ*-Lebensformen.
Prof. Schweer sah 2022 nach wie vor einen großen Handlungsbedarf in der Praxis sowie weitere offene Forschungsfragen. Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität fanden sich auch in anderen Sportarten. Doch im Fußball als einer ausgesprochen „männlichen Sportart“ blieben Diskriminierung nach wie vor besonders ausgeprägt und Homosexualität ein Tabuthema: Im männlichen Profifußball in Deutschland gab es auch 2022 keinen bekannten aktiven homosexuellen Spieler. Ein Klima fehlender Akzeptanz erschwere es den Spielern, offen zu ihrer sexuellen bzw. geschlechtlichen Identität zu stehen.
Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer | Universität Vechta | 2022„Anfangs sehr harte Bretter, die es zu bohren galt, sind spürbar weicher geworden. Es zeigt sich nämlich eine zunehmende Bereitschaft innerhalb der Verbände und Vereine, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.“
Weiterführende Literatur „Sexismus sowie Homo-, Bi-, Inter- und Trans*feindlichkeit im Sport“
Ausgewählte Forschungsergebnisse und -erfahrungen aus dem Projekt „Fußball für Vielfalt“ finden sich in folgenden fachwissenschaftlichen Publikationen und Tagungsbeiträgen von Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer:
Schweer, M. (Hrsg.). (2018). Sexismus und Homophobie im Sport. Interdisziplinäre Perspektiven auf ein vernachlässigtes Forschungsfeld. Wiesbaden: Springer VS.
Schweer, M. (2018). Tatort Sport: Sexismus und Homophobie als Herausforderungen für eine Kultur der Vielfalt. tv diskurs, 22(4), 56-59.
Schweer, M. & Küth, S. (2020). Lesbische Frauen und schwule Männer in Sportvereinen – sozialpsychologische Implikationen einer bislang wenig sichtbaren Herausforderung für den Sport. In J. Conrads & J. von der Heyde (Hrsg.), Bewegte Körper – Bewegtes Geschlecht: Interdisziplinäre Perspektiven auf die Konstruktion von Geschlecht im Sport (S. 205-222). Opladen: Barbara Budrich.
Schweer, M., Siebertz-Reckzeh, K. & Lachner, R. (2018). Sexismus und Homonegativität im Sport – Anmerkungen zum Status Quo interdisziplinärer Forschung. In M. Schweer (Hrsg.), Sexismus und Homophobie im Sport (S. 3- 20). Wiesbaden: Springer VS.
Weitere Veröffentlichungen zu den Themenfeldern soziale Ungleichheit, Stereotypisierung und Diskriminierung finden Sie hier.
Wissenschaftliches Symposion 2016
6. Juli 2016: Interdisziplinäres Symposion zum Thema „Sexismus und Homophobie im Sport“
Zentrale Ergebnisse des Symposions sind in einem Sammelband gebündelt (siehe Schweer 2018).
Übersicht eingeworbene Forschungsprojekte bis 2022
Heroes of Football. Unmasking the BIG Secret; key partner in the project | European Union Erasmus+ Programme, Projektlaufzeit: 01.2016 – 06.2017, Fördersumme: 7.500 Euro
AkseVielfalt – Zur Akzeptanz sexueller Vielfalt im organisierten Sport am Beispiel des Fußballs in Niedersachsen | PRO*Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Projektlaufzeit: 04.2017 – 03.2020, Fördersumme: 238.719 Euro