Straßenschild Anton-W-Amo-Straße
Grafik: Zoff Kollektiv

Die Geschäftsstelle der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hat ihren Sitz in der Mohrenstraße in Berlin-Mitte. Seit den 1990er Jahren fordern Schwarze Aktivist_innen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Wissenschaftler_innen, die Straße aufgrund der rassistischen Konnotation des Begriffes „Mohr“ umzubenennen.1

Moctar Kamara, Vorsitzender des Zentralrats der afrikanischen Gemeinde in Deutschland e. V., argumentiert in einem offenen Brief: „Die deutsche Sprache ist (…) voll von Redewendungen, die mit dem Begriff ‚Mohr‘ neben Exotik auch Abwertung, Unterwürfigkeit, Dummheit und Infantilität verbinden.“2 Nicht nur für Kamara ist der Begriff eine rassistische, herabwürdigende und beleidigende Fremdbezeichnung für Schwarze Menschen.

Zukünftig: Anton-Wilhelm-Amo-Straße

Am 20.08.2020 entschied die Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin, die Mohrenstraße nach Anton Wilhelm Amo, dem ersten afrikanischen Philosophen in Deutschland, umzubenennen. Verschiedene Bündnisse hatten sich für Amo als Namensgeber der Straße eingesetzt, darunter die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland gemeinsam mit dem Bündnis Decolonize Berlin. Amo wurde 1703 im heutigen Ghana geboren, im Kindesalter von niederländischen Menschenhändler_innen verschleppt und an den deutschen Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel verkauft. Anders als die meisten anderen verschleppten Afrikaner_innen erhielt Amo eine umfassende Schulbildung und studierte ab 1727 an der Universität Halle Philosophie und Jura. Seine Doktorarbeit war die erste Arbeit zur Rechtsstellung Schwarzer Menschen in Europa. Er lehrte fortan in Halle, Wittenberg und Jena und setzte sich für die Abschaffung der Sklaverei ein. Ende der 1730er Jahre wurde Amos Lage in Deutschland schwieriger: Unterstützer_innen und Freund_innen starben, rassistische Diskriminierung nahm zu. 1752 kehrte er zurück in seinen Heimatort Axim. Wie sein Lebensende dort verlief, ist nicht überliefert.

Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld begrüßt die für die kommenden Jahre beschlossene Umbenennung der Mohrenstraße in Wilhelm-Amo-Anton-Straße. Ziel der BMH ist es, Verfolgung, Repression und Diskriminierung von LSBTIQ* zu erforschen und diesen entgegenzuwirken. Dabei ist es immer notwendig, weitere Diskriminierungsformen in den Blick zu nehmen. Antidiskriminierungsarbeit ist nur wirksam, wenn sie verschiedene Diskriminierungskategorien – z. B. Geschlecht/Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, soziale, ethnische und religiöse Zugehörigkeit, Alter oder Behinderung – einbezieht und in ihren Überschneidungen bekämpft.

 

Weiterführende Links:

AfricAvenir International: www.africavenir.org/de.html

Afrika-Rat: www.afrika-rat.org/

Berlin Postkolonial: http://berlin-postkolonial.de/

Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag: https://eineweltstadt.berlin/

Bündnis Decolonize Berlin e.V.: www.decolonize-berlin.de

Decolonize Mitte www.decolonize-mitte.de/

Initiative Schwarze Menschen in Deutschland: www.isdonline.de

Komitee für ein afrikanisches Denkmal in Berlin (KADIB)

Migrationsrat Berlin Brandenburg: www.migrationsrat.de

Nachbarschaftsinitiative ‚Anton-Wilhelm-Amo-Straße‘: www.euroethno.hu-berlin.de

Zentralrat der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland: www.zentralrat-afrikagemeinde.de


1  Vgl. Humboldt-Universität zu Berlin – Institut für Europäische Ethnologie (o. J.): Umbenennungsinitiativen. Abrufbar unter: www.euroethno.hu-berlin.de/de/veranstaltungen/2020/dekolonial/faq-zur-umbenennung/ umbenennungsinitiativen (letzter Zugriff: 03.02.2021)

2 Vgl. Decolonize Mitte (2015): Offener Brief des Zentralrats der afrikanischen Gemeinde. Abrufbar unter:

 www.decolonize-mitte.de/?p=163 (letzter Zugriff: 03.02.2021)