v. l. n. r. Jörg Litwinschuh (BMH), Prof. Dr. Michael Schwartz (IfZ), Joachim Schulte (QueerNet Rheinland-Pfalz), Dr. Christiane Rohleder (Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Familienministerium) und Dr. Kirsten Plötz (Historikerin)

„Foto: Bundesstiftung Magnus Hirschfeld“

Am 23. Januar 2017 konnte ein Meilenstein in der Aufarbeitung der Verfolgungs- und Repressionsgeschichte von Schwulen und Lesben im Rheinland-Pfalz der Nachkriegszeit gesetzt werden: Das rheinland-pfälzische Familienministerium stellte in Mainz die Ergebnisse einer umfassenden Studie vor, wie es sie bislang in einem Flächenland nicht gegeben hat. Sie wurde vom Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ) in Zusammenarbeit mit der Bundestiftung Magnus Hirschfeld (BMH) durchgeführt und von den Historiker_innen Dr. Kirsten Plötz und Dr. Günter Grau erstellt. Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz, übergab die Studie an die Medien und die Öffentlichkeit. Der Landtag Rheinland-Pfalz hatte im Dezember 2012 einstimmig den Antrag zur „Aufarbeitung der strafrechtlichen Verfolgung und Rehabilitation homosexueller Menschen“ in Rheinland-Pfalz beschlossen und damit den Startschuss für das Forschungsprojekt gegeben. Der Landtagsbeschluss wurden mitinitiiert von QueerNet Rheinland-Pfalz e.V.

Jörg Litwinschuh, Geschäftsführender Vorstand der BMH: „Für die Zeitgeschichtsforschung war die Ausgrenzung von Minderheiten in der jungen Bundesrepublik bislang ein kaum berücksichtigtes Thema und ist deshalb eine wichtiges Forschungsfeld über das gesellschaftliche und politische Klima dieser Nachkriegsperiode.“ Aus den Ergebnissen der Studie wird bis Ende 2017 eine Wanderausstellung konzipiert.

Die Aufarbeitung bedeutet Gedenken, Dokumentation und ein Zeichen der Solidarität gleichermaßen. Dr. Christiane Rohleder: „Der Bericht ist ein bewegendes und umfassendes Dokument, das ein dunkles Kapitel jüngerer deutscher Geschichte aufgreift. Homosexuellen Menschen wurde damals sehr viel Leid zugefügt. Ich bin froh, dass wir alle heute offener und toleranter zusammenleben. Dennoch gibt es nach wie vor Vorurteile, Ausgrenzung und Benachteiligungen. Wir setzen uns weiter ein für gesellschaftliche Vielfalt und Akzeptanz in Rheinland-Pfalz. Dieser Bericht ist ein wichtiger Baustein dieses Engagements.“ Staatssekretärin Dr. Rohleder wurde im November 2016 zur bundesweit ersten Landesbeauftragten für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität – Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidente und Intersexuelle berufen.

Hier finden Sie die Kurzfassung als auch die Langfassung des Forschungsberichts zum Download.

Über die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH)

Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) wurde im Oktober 2011 durch die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Justiz, errichtet und hat ihren Sitz in Berlin. Die Arbeit der Stiftung konzentriert sich auf die Bereiche Forschung, Bildung und Erinnerung. Benannt ist sie nach Magnus Hirschfeld (1868-1935), Arzt, Sexualforscher und Mitbegründer der ersten deutschen Homosexuellenbewegung. Die BMH hat zum Ziel, an ihren Namensgeber zu erinnern, Bildungs- und Forschungsprojekte zu initiieren und zu fördern und einer gesellschaftlichen Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, trans- und intergeschlechtlichen sowie queeren Personen (LSBTTIQ) in Deutschland entgegenzuwirken.

 

Kontakt

Jörg Litwinschuh

vorstand@mh-stiftung.de

Tel.: 030 – 208 987 65-1