Stefanie Wolter (Jg. 1985)
Zur Zeit Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Zeitgeschichte für das Projekt „Lebenssituationen und Repressionen von LSBTI im Nationalsozialismus“. Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, der Germanistik und des Öffentlichen Rechts in Münster, anschließend Forschungen zu „volksdeutschen“ Minderheiten in der Zeit des Nationalsozialismus. Dissertationsprojekt zu Kulturpolitik für Vertriebene in der frühen Bundesrepublik.
Bericht vom Workshop
„Lebenssituationen und Repressionen von Lesben, Bisexuellen, Schwulen, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) im Nationalsozialismus“ – so lautete der Titel eines eintägigen Workshops, zu dem das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) Abteilung Berlin und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) am 1. Februar 2013 in den Räumlichkeiten des IfZ in Berlin-Lichterfelde geladen hatten. Mehr als 20 Wissenschaftler_innen aus Deutschland und Österreich, die sich mit der Verfolgung und Repression von LSBTI in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen, waren der Einladung gefolgt.
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes bereiten das IfZ und die BMH zur Zeit einen Forschungsförderantrag zu dem genannten Thema vor. Neben der Möglichkeit zur Vernetzung und zum fachlichen Austausch sollte der Workshop vor allem dazu dienen, den derzeitigen Forschungsstand zu rekapitulieren und Forschungsfragen und -desiderate zu benennen. Langfristig gesehen sollen die Ergebnisse der Einzelforschungen systematisch in die allgemeinen Debatten der NS-Forschung etabliert werden.
Auf die Teilnehmenden wartete viel Input – 13 Referent_innen zeigten die Vielfalt des Forschungsfeldes auf, stellten ihre bisherigen Ergebnisse vor, plädierten für eine differenzierte Untersuchung der verschiedenen Abstufungen von Repression gegenüber den unterschiedlichen Gruppen, nannten Quellenbestände und Forschungsansätze und wiesen auf bis jetzt noch kaum thematisierte Gruppen wie Inter- und Transsexuelle hin. Die anschließenden Diskussionen waren intensiv und fruchtbar und gaben zusätzlich noch weitere Impulse.
Der Workshop hat deutlich aufgezeigt, in wie vielen Bereichen das Thema „Lebenssituationen und Repressionen von LSBTI im Nationalsozialismus“ trotz bemerkenswerter Leistungen einzelner Forscher_innen dringend noch weiteren Bearbeitungen bedarf, und wie viele verschiedene Herangehensweisen es gibt – von einer quantitativen Auswertung von Gerichtsakten bis hin zu einer theoretischen Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Homosexualität und Faschismus. Es wurde deutlich, dass das Potential für weitere Forschungen vorhanden ist, dass das Thema aber noch intensiver in die etablierte Geschichtswissenschaft einzubringen ist. Wünschenswert wäre es, wenn ein solches Treffen zukünftig in regelmäßigeren Abständen mindestens einmal jährlich installiert werden könnte, um eine bessere Vernetzung und einen ständigen Austausch zu ermöglichen.
Einen ausführlichen Überblick über den Workshop und die einzelnen Beiträge finden Sie hier: Workshopbericht_IfZ-BMH_StefanieWolter.
Stefanie Wolter