Jörg Litwinschuh zu Gast bei den Naumann-Stipendiaten
Jörg Litwinschuh zu Gast bei den Naumann-Stipendiaten

Gastbeitrag:

Die queer initiative und Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hochschulgruppe Berlin der FNF diskutieren mit Jörg Litwinschuh, Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

Ob hetero-, homo-, bi-, a- oder transsexuell etc., jeder Lebens- und Liebesstil findet einen Platz in unserer Gesellschaft. Das war nicht immer so, doch können wir damit von einer Erfolgsgeschichte der sexuellen Liberalisierung in Deutschland sprechen?  „Ja und nein“, sagt Jörg Litwinschuh, Geschäftsführender Vorstand der 2011 gegründeten Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. In den letzten Jahrzehnten hat es tatsächlich eine vielfältige Erweiterung der Freiheiten und Rechte von sexuellen Minderheiten gegeben. Diskriminierung und Gewalt gegen jene Minderheiten sind jedoch immer noch alltäglich in unserem Land. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hat sich auf die Fahnen geschrieben, gerade für diese Themen und Belange einzutreten. Neben einer breiten Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit will die Stiftung eine gründliche Erforschung der Menschrechtsverletzungen an Homosexuellen während der NS-Zeit (und bis 1969 voranbringen).

Aber wo konkret gibt es Aufklärungsbedarf? Jörg Litwinschuh erklärte es an einem aktuellen Projekt seiner Stiftung unter dem Titel: „Fußball gegen Homophobie“. Es steht hier die Zusammenarbeit mit den Fußball-Verbänden im Mittelpunkt, um zielgerichtet Bildungsarbeit zu leisten. Wenn es außerdem gelänge, dass viele der Profisportler zeitgleich mit ihrer sexuellen Identität an die Öffentlichkeit treten, könnte das mediale Interesse verteilt werden und dies insgesamt eine positive Akzeptanzgrundlage schaffen, erklärt Jörg Litwinschuh. Er verweist dabei beispielhaft auf die prominente Aktion des Sterns von 1971 „Wir haben abgetrieben!“.  „Wie kommt es, dass die Homosexualität von Profifußballern nicht schon viel stärker in die Öffentlichkeit getragen wurde?“, fragt ein Teilnehmer der Abendveranstaltung im Anschluss des Vortrags. Jörg Litwinschuh erklärt, dass die weitreichenden Interessensverflechtungen schuld seien, gerade im Profifußball, es hängen davon eine Menge Sponsorengelder ab. Selbst Zeitungen würden Interviews mit homosexuellen Sportlern nicht drucken – aus Angst sie könnten Werbekunden verlieren. Es ist noch ein langer Weg und eine große Aufgabe, für mehr Akzeptanz und Toleranz in unserer Gesellschaft und im Besonderen auch im Sport zu kämpfen.

Johannes Heekerens, Ansprechpartner am Hochschulort Berlin Christian Schmelzer, Leiter der queer initiative