PRESSEMITTEILUNG | Berlin, 12. November 2015

Ist Diversity nur ein Lippenbekenntnis der Wirtschaft? Fast 400 zumeist schwule und lesbische Arbeitnehmer_innen haben in einer breit angelegten Umfrage der Universität Karlsruhe/KIT in Kooperation mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) zum ersten Mal umfassend zur Bedeutung des Themas Diversity Management am Arbeitsplatz, dem Umgang mit ihrer sexuellen Identität und bereitgestellten Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt und deren Effektivität Stellung bezogen. Im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin machten heute Prof. Dr. Hagen Lindstädt und Alexander Merklein von der Uni Karlsruhe/KIT deutlich, dass Unternehmen in großem Maße noch nicht den Anforderungen ihrer LSBTT*-Arbeitnehmer_innen gerecht werden. Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, rief private und öffentliche Unternehmen dazu auf, stärker auf Diversity Management zu setzen: „Vielfalt zahlt sich aus – für die Beschäftigten, aber auch für den Unternehmenserfolg.“

Die neue Studie gibt wichtige Einblicke aus Perspektive der „Betroffenen“:

  1. Diversity Management ist Studienteilnehmer_innen wichtig
    Rund 80% der LSBTT-Befragten ist das Thema wichtig. Bei heterosexuellen Frauen sind es nahezu genauso viele, bei heterosexuellen Männern mit 67% auf einem hohen Niveau etwas weniger.
  2. Die Zufriedenheit (Grafik) der LSBTT-Studienteilnehmer_innen ist gemessen an der subjektiven Wichtigkeit des Themas sehr gering: Ein Drittel der LSBTT-Befragten sind nicht mit dem Diversity Management in ihrem Unternehmen zufrieden – ähnlich schlecht ist das Bild bei Heterosexuellen.
  3. Sexuelle Identität und Arbeitsleben (Grafik) sind für die meisten LSBTT-Befragten keine getrennten Welten (Grafik):
  • Gut zwei Drittel sind im beruflichen Umfeld geoutet, weitere 18% gegenüber ausgewählten Personen am Arbeitsplatz.13% sind nicht am Arbeitsplatz geoutet.
  1. Immer noch jeder Dritte nennt konkrete Diskriminierungserfahrungen (Grafik) am Arbeitsplatz:
  • Besonders betroffen sind Transpersonen mit 2 von 3 Betroffenen unter den Befragten.
  • Mobbing und Belästigung wurden am häufigsten genannt; die Tendenz der letzten drei Jahre ist leicht rückgängig.
  1. Maßnahmen zur Förderung der Karrierechancen sind (insbesondere bei mittleren Unternehmen) marginal und ausbaufähig:
  • Die meisten angebotenen LSBTT-Maßnahmen stammen aus Erfordernissen des Antidiskriminierungsgesetzes oder aus Initiative der Community selbst; integrierte Maßnahmen unter Einbindung heterosexueller Mitarbeiter_innen/Führungskräfte bleiben die Ausnahme und ein „Paralleluniversum“ für LSBTT-Mitarbeiter_innen die Regel.
  • Die meisten angebotenen Maßnahmen verbessern lediglich die Mitarbeiterzufriedenheit, nicht jedoch die Karrierechancen.
  1. Vorteile eines gut aufgesetzten Diversity Managements sind für alle Mitarbeiter_innen durch eine offene und tolerante Unternehmenskultur spürbar, die insgesamt für gesteigerte Motivation und Innovation sorgen kann.

Hier finden Sie die Ergebnispräsentation als PDF.

 

Pressemitteilung als PDF