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Seit 2012 baut die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld mit Videointerviews zu Lebensgeschichten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen Menschen das „Archiv der anderen Erinnerungen“ auf. Um die Interviews auch für die politische Bildungsarbeit zu nutzen, hat die BMH ein Pilotprojekt initiiert. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin, dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, dem Spinnboden Lesbenarchiv und -bibliothek, dem Center für Digitale Systeme und der Agentur für Bildung wurden anhand von drei Interviews webbasierte Bildungsmodule entwickelt.

Aus den mehrstündigen Interviews, die Wolfgang Lauinger, Anna Thomann und Maria Sabine Augstein der BMH gewährten, entstanden verdichtete Filmfassungen. Sie verdeutlichen die Auswirkungen des § 175 StGB auf die Lebenssituation und Lebenserfahrung der Zeitzeug_innen.

Auf dieser Seite sind die Interviews und biografischen Informationen der folgenden Zeitzeug_innen abrufbar:

Wolfgang Lauinger
Anna Thomann
Maria Sabine Augstein

Auf queerhistory.de stehen die Bildungsmodule für den Unterricht und die politische Bildungsarbeit bereit. Dort finden Sie außerdem ausführliche Biografien sowie Auszüge aus den Interview-Transkriptionen. Bei weiteren Fragen zum Einsatz in der politischen Bildungsarbeit wenden Sie sich bitte an Martin Lücke (luecke[at]agentur-bildung.de), Professor am Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin.
Für die wissenschaftliche Forschung stehen die vollständigen Interviews in der Geschäftsstelle der BMH zur Verfügung. Ihr Ansprechpartner ist Dr. Daniel Baranowski (daniel.baranowski[at]mh-stiftung.de), Referent für Forschung und Erinnerung.

Dieses Pilotprojekt wurde durch eine Förderung durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend ermöglicht. Die Bildungsmodule wurden erstmals Ende November 2015 im Rahmen einer Kick-Off-Veranstaltung zum Queer History Month im Jugendmuseum Schöneberg der Öffentlichkeit vorgestellt.

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Wolfgang Lauinger

Wolfgang Lauinger wurde 1918 geboren. Während des Nationalsozialismus war er als so genannter »jüdischer Mischling« und als Homosexueller doppelt bedroht. Er wurde zunächst zur Wehrmacht eingezogen, dann jedoch als »Halbjude« wieder entlassen und schloss sich einer Gruppe von Swing-Jugendlichen an. Sein damaliger Freund konnte ihn während des Krieges beschützen, obwohl die Geheime Staatspolizei (Gestapo) Unterlagen über ihn sammelte und eine Anklage vorbereitete. Nach dem Krieg wurde er zu Beginn der 1950er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) erneut wegen Vergehen nach Paragraph 175 StGB in Untersuchungshaft genommen. Er engagierte sich zeitlebens politisch und war bis ins hohe Alter aktiv in der Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Homophobie.

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Anna Thomann

Anna Thomann wurde 1950 geboren und bemerkte bereits als 4-Jährige, dass sie von Frauen fasziniert war. In den 1960er Jahren kam das Bewusstsein dazu, lesbische Neigungen zu haben. Sie zog 1968 studienhalber nach Köln und erhielt dort erstmals auch persönliche Einblicke in lesbische Lebenswelten und in die Frauenbewegung. Sie begründete verschiedene soziale Organisationen zur Frauenbildung, unter anderem den ersten Frauenbetrieb, in dem einheimische Frauen, Migrantinnen und Spätaussiedlerinnen sowohl Zielgruppe als auch Mitarbeiterinnen waren. Ein Frauenferienhaus auf dem Lande wurde durch einen Brandanschlag zerstört. Seit den 1980er Jahren weitete sie ihr Engagement zusätzlich auf Mädchen mit Migrationshintergrund aus. Das Projekt besteht unter anderer feministischer Trägerschaft noch heute. Aus dieser Dekade stammen auch die zwei Ersatzschulen des Landes NRW im Pflegebereich für Frauen , die sie begründete. Auch diese Projekte bestehen heute – unter anderer Trägerschaft – fort.

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Maria Sabine Augstein

Maria Sabine Augstein wurde 1949 geboren und hatte seit ihrem fünften Lebensjahr den Wunsch, ein Mädchen zu sein. Seit ihrem achten Geburtstag lebte sie bei einer Pflegefamilie und verliebte sich dort erstmals in ein anderes Mädchen. Mit 13 Jahren hatte sie erstmals das klare Gefühl, eine lesbische Frau und kein heterosexueller Mann zu sein. Schon früh suchte sie Kontakt zu feministischen Gruppen, hatte es dort (aufgrund ihrer äußerlichen Geschlechtszugehörigkeit) jedoch zumeist sehr schwer. 1976 hatte sie schließlich ihr Coming Out; ein Jahr später erfolgte die Transition zur Frau. Als Juristin und Betroffene beschäftigte sie sich zeitlebens mit der Gesetzgebung im Hinblick auf transsexuelle Menschen und unterstützte insbesondere Jugendliche rechtlich und moralisch.

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